Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/262

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie mit Thieren. – Nur Gründe muß eine solche Wissenschaft vorlegen, keine Orakelsprüche und Räthsel; damit jeder die Gründe untersuche und die daher gezogenen Schlüsse prüfe.

2. Ahnung der Zukunft ist ein dunkles Gefühl; und je dunkler es ist, oft um so mächtiger, so stärker. Zuweilen ists eine Krankheit: alsdann wird der Arzt sowenig als der Philosoph, Freund und Beichtvater dies Symptom eines kranken Gemüths verachten; vielmehr wird jeder in seiner Art den lehrreichen Wink solcher Ahnung, als eines Selbstbekenntnisses, zur Heilung des Kranken gebrauchen. Sie werden darin wie in einem Traumbuch wenn nicht die Zukunft so die verhüllete Gegenwart und Vergangenheit des Leidenden lesen. – Sonst aber ists eines Jeden Pflicht, Ahnungen, die ihm aufstoßen oder die ihn stille begleiten, anzuhalten, zu befragen und wo möglich in helle Gedanken zu verwandeln. Oefter als man denkt ist dieses

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/262&oldid=- (Version vom 1.8.2018)