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Goldne Früchte glänzten auf den Bäumen,Deren Zweige klingend sich bewegten.
Freundlich kam der Vater ihr entgegen:
„Sieh, o Kind, wie angenehm ich wohne!“
Nahm sie bei der Hand und zeigt’ ihr tausend
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Schöne Blumen. –
„Laß mich, sprach sie träumend,
Diese junge Rosenknospe brechen –“
„Brich sie, wenn du kannst!“ – Die Knospe wich ihr.
„Sieh, o Tochter, eben das war Deine
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Lebensblum’. Unausgeblühet kannst du,Darfst du sie nicht brechen; unter Dornen
Blühet sie, doch voll und schön und einsam.“
„O so zeige mir dann, guter Vater,
Dein’ und meiner Mutter Lebensblume!“
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/338&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/338&oldid=- (Version vom 1.8.2018)