A. Gesetzt, sie könnten das mit Recht. Was kommt denn nun aber an die Unterthanen zurück? Was geht den Nachkommen jener einfältigen Stifter zu gut, wenn dies alles wieder in fremde Hand kommt, und von diesen Fremden verthan, gar aus dem Vaterlande geschafft wird? indeß sie, die Nachkommen der Stifter und Erblaßer darben, die Armen des Kloster-Almosens entbehren müßen, und man an die Jugend, die um jene verfallene wüste Trümmer unerzogen umherläuft, gar nicht denket. Was der Religion geweiht war, wird irreligiös’ verzehret. Wahrlich daraus kann nichts folgen als Unsegen, der Unterthanen Armuth und jener Vorwurf der Gegner, daß wir das Kirchengut schändlich mißbrauchen; ein Vorwurf, dem wir nichts entgegen setzen mögen, als Worte oder gegenseitige Vorwürfe, wodurch wir aber den Misbrauch mehr hinwegspotten, als widerlegen. Widerlegt würde er nur durch eine heilige und religiöse Verwaltung heiliger und religiöser Vermächtnisse und Gelübde.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)