Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/171

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könnte? Schaffe diesen oder jenen kleinen Unfug ab, und du hast gnug gethan; du hast, vor der Hand wenigstens, dir das ungestüme Dringen auf eine Reformation vom Halse gewiesen. So leicht ists, Nüsse vorzustreuen und damit den grossen Haufen für sich zu haben.

A. Ich weiß nicht, welche ausnehmende Hoffnung mit dabei in den Brunnen fällt: denn Sie erinnern mich an Exempel –

B. Laß uns, mein Freund, die Welt wie sie ist, tragen, und auf ihre Verbesserung nie hoffen: denn nie ist sie ärger, als wenn sie Aenderung und Verbesserung heuchelt. Wenn jemand mit großem Geräusch eine Wiedergeburt und Erneurung der Dinge ankündigt: so wollen wir lachen und denken, daß die Welt Eulen-Natur habe. Je mehr Licht umher, desto mehr ist sie im Dunkeln.

A. Lebe also wohl, Reformation!

B. Lebe wohl; auf dieser Erde werden wir dich nimmer sehen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)