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     Der Rose giebt Ein Tag den Gang,
Die Lilien blühen auch nicht lang’,
und deine Blum’ ohn Wiederkehren
veraltet einst und neiget sich.
So sollt’ auch dieser Goldfad dich
des goldnen Fadens Kürze lehren.

     Warum dann bist du so feindlich?
Warum sprichst du so unfreundlich?
Warum thust du mich so betrüben?
Erbarmst du dich nicht über mich,
Mein, so erbarm dich über dich,
Und laß uns jetzt einander lieben!


Stumme Rede der Liebe.

Wenn, Myrta, Reden und Stillschweigen
wenn beides hindert unser Glük,
So laß uns unser Herz bezeugen
Durch sich besprechende Anblick’;
Denn Amor, den wir allzeit ehren,
Wird diese stumme Sprach uns lehren.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)