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Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/359

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Endlich endigte Sickingen was Hutten angefangen hatte, und sprach mit diesen Leuten, wie man mit ihnen reden mußte. Sie krochen zu Kreuz, und Reuchlin hatte in seinem Alter Ruhe. – Der Bruder Ketzermacher, Hochstraten, gegen


1544. stehen, Pasquille oder Satyren sind? muß nicht aus dem Geist unsrer, sondern der damaligen Zeit entschieden werden. Wie manches, selbst in den Schriften Luthers und Erasmus würde jetzt nicht geschrieben! Daß Hutten aber, wie Bayle vermuthet, wenn er noch dreissig Jahre gelebt hätte, ganz Europa mit Pasquillen würde überschwemmet haben, glaube ich nicht. In allen seinen Schriften zeigt sich oft zwar ein hitziger und brausender, nie aber ein unedler Geist, und daß in Huttens, wie in des freilich vorsichtigern Erasmus Schriften viel Attischen Spottes sei, ist unläugbar. Nur weil Hutten die Sache, die er trieb, so tief zu Herzen nahm, war sein Saltz scharf; er wollte nicht etwa nur vergnügen, sondern ändern, beßern, zuletzt auch rächen; und dann hat leider von selbst der Spott ein Ende. Sein vir bonus, seine intercessio pro Capnione, der Heroische Gesang in triumphum Jo. Reuchlin, seine Schriften an den Kaiser, seine Germania, sein Arminius sind voll der wärmsten, edelsten Stellen; und überhaupt gehöret nicht jede Production der Erde in die Zeit und Stunde, in der sie erscheinet?

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/359&oldid=- (Version vom 1.8.2018)