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Die begrabene Wahrheit.


Nur Gott ists, der die Todten erweckt; es sei dann, daß er seiner Lieblinge Einem diese Wundergabe verleihet. Unsre Pflicht ists, verstorbene Heilige zu ehren, und sie als Wohnungen himmlischer Geschenke andrer Nachahmung zu empfehlen.

So gaben es einst viele Anzeigen, daß irgend hier die Wahrheit begraben sei; man scharrte die Erde auf, grub einige Tage, und fand endlich einen unkostbaren Sarg, auf dem nichts als die wenigen Worte standen: zu meiner Zeit! –

Man hob den Deckel auf und sahe einen Leichnam, zerfetzt, verunreinigt, mit Dingen bedeckt, die ich zu nennen mich scheue. Offenbar wars, daß man ihn nicht mit Würz’ und Balsam, sondern mit Unrath eingesargt und versenkt hatte.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)