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auf. Klein mußte Ihnen den Zimmer- und den Kofferschlüssel geben. Unbemerkt kamen Sie ins Hotel, betraten ebenso unbemerkt Nr. 47 und fesselten hier die Leiche an den Stuhl, um die Polizei irrezuführen. Tatsächlich hat man ja auch bis heute angenommen, Schmiedicke wäre hier ermordet worden. Den Sündenlohn aber verbargen Sie in einem Blumentopf, der damals noch hier im Zimmer auf jener Säule gestanden hat. Dann machten Sie sich aus dem Staube. Viele Tage vergingen. Sie merkten, daß die Polizei an Sie auch nicht im entferntesten dachte. Sie fühlten sich vollkommen sicher. Da suchten Sie den Beuteanteil der beiden glücklich Entronnenen, den Sie wohl deshalb nicht mitgenommen hatten, weil Sie den Raub für alle Fälle getrennt verbergen wollten, wieder an sich bringen. Mit einer Kühnheit und Kaltblütigkeit, die ganz der Vorbereitung und Ausführung dieses Verbrechens entsprach, erschienen Sie hier als Hotelgast. Inzwischen waren wir auf Fräulein Hold und Preßburger Straße 5 aufmerksam geworden. Als Sie hier auftauchten, waren Sie uns kein Fremder mehr. Aber heute erst hat uns der Musterkoffer mit der rosa Ölfarbe und eine in Ihrem Mantel gefundene Zigarrenspitze den wahren Zusammenhang herausfinden lassen, – nämlich, daß Schmiedicke anderswo erdrosselt und dann erst die Leiche hierhin geschafft worden war. – Für all dies, was ich Ihnen hier vorhalte, gibt es Beweise. Sie sind vollkommen überführt – vollkommen. Sie sehen, daß die Kriminalpolizei doch schlauer war als Sie! – Geben Sie jetzt zu, daß –“

„Ja! – Was hilft hier wohl das Leugnen?!“ stieß Bremer hervor. „Meine verfluchte Sucht, schnell reich zu werden, kostet mich den Kopf! Die beiden anderen – das sind nur Verführte. Ich bin kein so hartgesottener Schurke, dies nicht einzugestehen. Ich allein entwarf den Plan, gab auch das nötige Geld dazu her. – Allen Respekt vor der Polizei! Ich hätte nicht gedacht, daß sie die Geschichte so vollständig aufdecken würde –“ –

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)