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Mein Privatsekretär ist gleichzeitig mein Vertrauter, Herr von Blenkner. – Also bitte: womit kann ich dienen?“

„Nun – wenn’s sein muß, – gut. – Ich möchte Sie als Detektiv zu Rate ziehen. Ich habe in der heutigen Morgenzeitung von der Wette im Universum-Klub gelesen und bin dadurch auf Sie aufmerksam geworden. Sofort ohne Zögern eilte ich hierher, um Sie zu bitten, mich in Malchin zu besuchen, bevor Sie nach Szentowo weiterfahren. Malchin ist ja die nächste Eisenbahnstation. Ich bewohne dort ein kleines Landhaus, das wie geschaffen für mich ist, da ich als Privatgelehrter und Schriftsteller Einsamkeit und unverfälschte Natur ringsum brauche. Ich bin ein Neffe des Grafen Lippstedt auf Schloß Szentowo, unverheiratet und halte mir nur eine bereits bejahrte Wirtschafterin. Mir ist nun vor zwei Wochen aus einem in die Wand meines Arbeitszimmers eingemauerten Stahlschränkchen ein Umschlag mit Familienpapieren verschwunden. Diese Papiere sind für mich sehr wertvoll –“ Er ließ sich nun des längeren über diesen Diebstahl aus und schloß dann mit den Worten: „Ich nehme an, Sie werden infolge der Wette und Ihrer ersten Aufgabe sehr bald nach Szentowo reisen. Dürfte ich erfahren, wann und ob Sie eine Verkleidung benutzen werden? – Ich möchte eben rechtzeitig heimkehren, damit ich Ihnen alles an Ort und Stelle nochmals erklären könnte.“

„Morgen abend fahre ich, Herr von Blenkner. Eine Verkleidung halte ich für überflüssig. Ich bin auch gern bereit, mich mit Ihrer Angelegenheit zu beschäftigen. Haben Sie schon anderweit Hilfe in Anspruch genommen?“

„Nein – nein, – ich habe sogar die ganze Sache bisher verschwiegen, weil ich – weil ich selbst versuchen wollte, den Dieb zu entdecken.“

„Wo wohnen Sie hier? – Vielleicht reise ich doch erst einige Tage später. Ich möchte Sie dann benachrichtigen.“

„Ich bin seit einer Woche in Berlin und im Fremdenheim Menkwitz am Schiffbauerdamm abgestiegen.“

„Ah – und dort haben Sie wohl beim Morgenkaffee den Bericht in der Zeitung gefunden und werden sicherlich den

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)