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Kopf über die etwas ungewöhnliche Wette geschüttelt haben,“ lächelte Harst liebenswürdig.

„Ganz – ganz recht. Beim Morgenkaffee – Hm – Ihre Wette ist nicht ganz ungefährlich, Herr Harst. Mir ist ebenfalls zu Ohren gekommen, daß zwei Herren, die in Szentowo –“ „Oh, das steht ja alles hier in der Zeitung, Herr von Blenkner – Können Sie mir sonst etwas angeben, was diese Lichterscheinungen anbetrifft und was dieser Artikel nicht enthält?“ – „Bedauere. Ich habe mich gehütet, mich mit der Sache näher zu befassen. Ich will gern noch ein paar Jahre leben.“ Er erhob sich und verabschiedete sich kurz. Als er gegangen war, meinte Harst zu dem ehemaligen Komiker:

„Bitte, nehmen Sie Papier für einen Rohrpostbrief und schreiben Sie. – Anschrift: An Herrn von Blenkner, Schiffbauerdamm, und so weiter. – Sehr geehrter Herr! Da Herr Harst keine Zeit unnötig verlieren möchte, hat er sich entschlossen, doch schon heute abend abzureisen. Sobald seine Arbeit in Szentowo erledigt ist, wird er sich bei Ihnen in Malchin einfinden. Mit vorzüglichster Hochachtung – im Auftrage des Herrn Harst –“ – Hier machte Harst eine Pause, sagte dann: „Sie müssen nun doch umgetauft werden, Schraut. Denn diesen Ihren wirklichen Namen dürfen Sie als mein Privatsekretär nicht mehr führen. Hier bei uns im Hause war das ungefährlich. Meine Mutter und unsere alte Köchin, die ich nun beide in Ihre Verhältnisse eingeweiht habe, sind ebenso verschwiegen wie unser kleiner Bundesgenosse Karl Malke, der für seine fünfzehn Jahre überhaupt ein fast zu frühreifer Charakter – dies nur in gutem Sinne gemeint – ist. – Wie wär’s, wenn wir Sie in Max Schüler umtauften? Meine Mutter ist eine geborene Schüler, und ihr jüngster auf See verschollener Bruder, von dem wir noch verschiedene Legitimationspapiere besitzen, hieß mit Vornamen wie Sie – Max. – Also gut: – Max Schüler fortan! Sie sind ja schließlich auch mein Schüler, wollen sich in die Geheimnisse der praktischen Kriminalwissenschaften einweihen lassen. Unterzeichnen Sie den Brief an Blenkner also: Schüler, Privatsekretär. – Nun – wie hat Ihnen dieser Privatgelehrte gefallen? – Ganz sympathische Erscheinung. – Sie schütteln

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)