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die im Handel nicht zu haben ist, meine Spezialmarke. – Wie haben Sie es in Berlin herausbekommen, daß ich bereits abgereist war? Waren Sie bei mir zu Hause? – Ah – meine gute Mutter erklärte, ich wäre krank. Ganz wie ich’s ihr angeraten hatte. – So so – und dann haben Sie sofort Lunte gerochen, daß der Vogel in Wahrheit ausgeflogen war. – Doch jetzt wollen wir den Amtsrichter nicht länger auf die Folter spannen. – Die Herren werden ja aus den Zeitungen über meinen ersten kleinen Erfolg als Liebhaberdetektiv unterrichtet sein. Die Aufklärung des an meiner Braut verübten Mordes war bedeutend einfacher als dieser Fall hier, den ich sogar jetzt noch nicht vollständig übersehe, obwohl die Hauptpunkte erledigt sind. Daß die Lichterscheinungen im See nur auf eine elektrische, von einem Taucher gehandhabte Lampe zurückzuführen sein konnten, wußte ich sofort, zumal das Leuchten ja wandern sollte und nicht auf einer Stelle beharrte. Ein Mann im Taucheranzug suchte also irgend etwas auf dem Seeboden, und ein zweiter mußte ihm die nötige Luft mittels der Pumpe zuleiten. Zwei waren also ohne Frage dabei mindestens beteiligt, zwei gute Freunde, – zum Beispiel Sie, Herr von Blenkner, und Ihr Intimus Bollschwing –“ Harst entwickelte nun denselben Gedankengang, den er in der Nacht am Seeufer Max Schüler mitgeteilt hatte. „Unterwegs auf der Chaussee riß an meines Sekretärs Rad die Kette. Ich fuhr allein weiter. Ich klingelte dann kurzer Hand Ihre Marie heraus, Herr von Blenkner. All das kennen Sie bereits. Aber dem Amtsrichter ist es neu. Ich stellte mich Marie als Privatdetektiv Meier vor, der in Ihrem Auftrage käme, um die Schritte des anderen Detektivs Harald Harst zu durchkreuzen. – Marie nickte verständnisvoll. „Vor dem Harst hat Herr Bollschwing mich schon gewarnt,“ meinte sie in ihrer Ahnungslosigkeit und – vertraute mir vollständig. Ich sagte ihr nun – und das war ein Versuch auf gut Glück! – Sie hätten mir befohlen, die Taucherausrüstung sofort im Walde zu vergraben, da sie Ihnen in dem jetzigen Versteck nicht sicher genug verborgen zu sein schiene. – Marie nickte wieder, nahm die Lampe und führte mich in den Stall, wo in

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)