Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 7. Mai 1870

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin
Untertitel: vom 7. Mai 1870.
aus: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. S. 286–288
Herausgeber: Wilhelm David Koner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Dietrich Reimer
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[286]
Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin
vom 7. Mai 1870.


Der Vorsitzende Herr Bastian macht aus einem Briefe Dr. Nachtigal’s die Mittheilung, daß derselbe Murzuk noch immer nicht hat verlassen können. Von Prof. Kiepert ist ein Schreiben eingelaufen, welches über seine Reise von Jaffa nach Nablus und Jerusalem Nachricht giebt, und verschiedene Berichtigungen der bisherigen Karten in Aussicht stellt.

Herr Dove besprach die neuerdings über den Golfstrom veröffentlichten Arbeiten von Irminger, Temperaturen i det Nordlige-Atlanterhav; Mohn, Température de la mer entre l’Islande, l’Écosse et la Norvège; Croll, On Ocean Currents; Silas Bent, Gateways to the Pole; von Freeden, Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der ersten deutschen Nordfahrt von 1868; ferner die hydrographischen Kartenwerke: Cornelissen, Temperature of the Sea at the Surface near the South Point of Africa; die vom Board of Trade publicirten Charts showing the Surface Temperature of the South-Atlantic Ocean in each month of the Year; den ersten Bericht der K. K. Oesterr. Commission für die Adria, und die von Lorenz herausgegebene Instruction für Berechnung des Salzgehalts und der Temperatur des Meeres. Derselbe theilte dann die Ergebnisse des durch das atlantische Kabel vermittelten Längenunterschiedes zwischen Greenwich und Washington nach Gould’s Buch, The Transatlantic Longitude mit, sowie die der magnetischen Aufnahme der Colonie Victoria in Australien nach Neumayer, Results of the Magnetic Survey of the Colony of Victoria, besprach darauf die neuesten Methoden, Erdbeben zu registriren durch die auf dem Vesuv und in Tiflis aufgestellten Apparate, sowie die detaillirten Angaben von Domeyko über das Erdbeben vom 13. August 1868 in Südamerika. Nach Besprechung neuerer Untersuchungen über Pflanzengeographie, Höhenmessungen, Temperatur der höchsten Station in den Alpen, periodische Wärmeänderungen im Innern von Sibirien, erläuterte derselbe ausführlich den im vergangenen Winter hervorgetretenen Gegensatz der intensiven Kälte Europa’s zu der ungewöhnlichen Wärme in Nordamerika, sowie den Parallelismus der Winter 1844/45 und 1864/65 mit 1869/70.

Herr Baeyer hielt sodann einen Vortrag über verschiedene Projecte zur Erweiterung der europäischen Gradmessung. Das erste betrifft die Verlängerung [287] des großen russischen Meridianbogens, der vom Nordcap bis Ismail geht, über die europäische Türkei, die Westküste von Kleinasien und die Sporaden bis Kreta. Die Vorbereitungen dazu waren im Gange, als der kretische Aufstand störend dazwischen trat. Das zweite ist die Verlängerung der französisch[WS 1]-englischen Messung, mit Fortführung der Triangulation von Formentera über Gibraltar nach Algier bis in die Sahara, so daß dieselbe von den Shetlandsinseln aus sich über 28 Breitengrade erstrecken wird. Hiermit soll drittens das italienische Vermessungsnetz von Sicilien über Tunis nach Algier in Verbindung treten. Endlich wird die geodätische Umschließung des adriatischen Meeres beabsichtigt, welche sich einerseits an den Wiener Meridianbogen über Dalmatien, andererseits an die bis Otranto zu führende italienische Vermessung anschließen und bei Korfu endigen wird. Der Vortragende knüpft hieran einige Bemerkungen über die Ausdehnung metallischer Meßinstrumente[WS 2]. Die an Zink und Eisen gemachte Beobachtung, daß deren Ausdehnungscoefficienten sich vermindern, läßt vermuthen, daß sich eine Constante dafür wird berechnen lassen. Das beste Beispiel einer annähernden Ausgleichung könnten alte, z. B. pompejanische Metallstäbe darbieten. In dieser Voraussetzung hatte sich der Vortragende an die italienische Regierung um Uebersendung einiger Exemplare gewendet, und zeigte nun einen von der letzteren bereitwillig übermittelten bronzenen Kandelaberstab aus Pompeji, von welchem zum Zweck von Vergleichungen, die mit einem Steinheil’schen Comparateur geschehen, Abgüsse genommen sind.

Herr Dorst, als Gast anwesend, sprach über einige Ergebnisse seiner im vorigen Jahre auf dem „Bienenkorb“ unternommenen Nordpolarreise. Am 5. März wurde bei 75° nördl. Br. das erste Eis angetroffen; der höchste überhaupt erreichte Punkt lag unter 79° bei Spitzbergen, der westlichste Punkt 6° westlich von Gr. Die Bewegung des Eises steht hauptsächlich unter dem Einfluß der Winde, die im vergangenen Sommer vorherrschend aus Nord und Ost kamen. Die Krystallbildung des Seewassereises ist eine andere, als die des Süßwassereises. Jenes stellt sich als eine undurchsichtige, höchstens durchscheinende Masse dar, von feinen, mit Salz gefüllten Kanälchen durchzogen. Daher ist der Salzgehalt des Seeeises noch bedeutend, – 1,014. Süßwassereis liegt in krystallhellen Schichten auf Gletschern und Eisschollen und entsteht in Folge atmosphärischer Niederschläge. Das gefrierende Meer erscheint anfangs als eine breiartige Masse, die aus größeren und kleineren Kügelchen besteht, banks-ice, die Kügelchen frieren zu größeren, oft sehr ansehnlichen Blöcken zusammen und bilden so das Packeis. Die Dichtigkeit des Seewassers war im Frühjahr um 1,031 größer als im Sommer.

An Geschenken gingen ein:

1) Hirsch et Plantamour, Nivellement de précision de la Suisse. 3me livr. Genève et Bâle 1870. – 2) D’une seconde nouvelle méthode pour déterminer la parallaxe du soleil. Florence 1870. – 3) Astronomical and Meteorological Observations made at the United States Naval Observatory during the year 1866. Washington 1868. – 4) Foetterle, Das Vorkommen, die Production und Circulation des mineralischen Brennstoffs in der österreichischen Monarchie im Jahre 1868. Wien 1870. Mit Karte. – 5) Bastian, Die Weltauffassung der Buddhisten. [288] Berlin 1870. – 6) Die zweite deutsche Nordpolar-Expedition. Braunschweig 1870. – 7) Bulletin de la Société de Géographie. 1870. Mars. Paris. – 8) Berichte der Kaiserl. Russischen geographischen Gesellschaft. T. VI. N. 12. St. Petersburg 1870. – 9) Revue maritime et coloniale. 1870. Avril. Paris. Table alphabétique. – 10) Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Wien. N. F. 1870. N. 6. Wien. – 11) Bulletin de la Société Vaudoise des sciences naturelles. Vol. X. N 62. Lausanne 1869. – 12) Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Vereine zu Bremen. Bd. II. Hft. 2. Bremen 1870. – 13) Société des sciences physiques et naturelles de Bordeaux-Extrait des procès-verbaux des séances. Bordeaux 1869. – 14) Revue des cours scientifiques de la France et de l’étranger. 1870. N. 19–22. Paris. – 15) Jahrbuch der K. K. geologischen Reichsanstalt. Bd. XX. N. 1. Wien 1870. – 16) Preußisches Handelsarchiv 1870. N. 14–17. Berlin.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: französich
  2. Vorlage: Meßinttrumente