Sommerfrische am Huronsee

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Textdaten
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Autor: Ida Chelius
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Titel: Sommerfrische am Huronsee
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 516
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Datei:Die Gartenlaube (1897) b 516.jpg

Sommerfrische am Huronsee.
Nach Skizzen von Ida Chelius gezeichnet von W. Hoffmann.

Sommerfrische am Huronsee. (Mit Abbildung.) Der Drang, während der heißen Jahreszeit die Mauern der Stadt zu verlassen und in freier Natur Erquickung und Erholung zu suchen, ist den Amerikanern ebensogut eigen wie den Europäern. In der Neuen Welt, namentlich in Nordamerika, fehlt es auch nicht an Bädern und Kurorten, die mit allen wünschenswerten Bequemlichkeiten ausgestattet sind. Viele Nordamerikaner verbringen jedoch ihre Ferienzeit in eigenartigerer Weise. Sie verlassen die Verkehrswege und ziehen in die unverfälschte Natur. Fernab von menschlichen Wohnungen schlagen sie Zelte im Walde auf und leben hier wochen- und gar monatelang in wahrer Natürlichkeit. Andere wieder ziehen aufs Wasser der großen Seen. Solche Sommerfrischler führt uns unsere Abbildung vor. Das „Hausboot“, das am Ufer verankert ist, gleicht einer Arche Noah. Doch ist es bequem eingerichtet, mit Küche, Wohn- und Schlafzimmern versehen, und wenn gut verträgliche Leute drin wohnen, dann kann man es einige Wochen schon aushalten. Die Landschaft, in der es sich befindet, ist die Georgianbai des Huronsees, des mittleren der fünf kanadischen Seen. Meilenfern von jeder menschlichen festen Ansiedlung liegt hier ein Gewirr von zahllosen Inseln mit breiten dazwischen sich schlängelnden Kanälen. Viele dieser Eilande stehen nackt da und zeigen die groteskesten Felsbildungen, die anderen prangen im üppigsten Pflanzenwuchs. Traumhaft schön ist hier eine Bootfahrt im Mondenschein, wenn das oft so stürmische Element still ist, still, als ob es schliefe. Nach allen Seiten thun sich zwischen den Inseln weite Wasserstraßen auf, die sich in grauer Ferne verlieren. Das Wasser ist so klar, still und glatt, daß die Ruder fast lautlos darin versinken. Es ist, als schwebe man durch die Lüfte, geheimnisvollen Mächten ein Spiel.

Die nächsten Nachbarn der Sommerfrischler sind hier Indianer, klägliche Ueberreste der einst stolzen Irokesen. In schmutzigen Zelten hausen sie beieinander und nähren sich hauptsächlich von Fischen, die sie an Querstangen vor ihren Zelten trocknen. Sie empfangen Besuche der Weißen und kommen auch zu den Sommerfrischlern, um ihnen beim Jagen und Fischen zu helfen. Nichts Malerischeres kann man sehen als einen Indianer mit seinen Hunden, wie er mit wunderbarer Geschwindigkeit und lautlosem Schlage das kleine Birkenboot durch die Fluten treibt. Das einzige kurze Ruder, das er führt, scheint kaum das Wasser zu berühren.

Zu Anfang des Sommers schleppt ein Dampfer das Hausboot von einer stundenweit entfernten Stadt in diese stille Wildnis, und wenn die Bäume und Sträucher an den Seeufern in den dort so wunderbar schönen Herbstfarben zu glühen beginnen, schleppt er die Sommerwohnung wieder zurück. Ida Chelius.