Zum Inhalt springen

Sonnblickverein in Wien

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Reinhard E. Petermann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Sonnblickverein in Wien
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 576, 578
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[576] Sonnblickverein in Wien. Wie bekannt, unterhält die „Oesterreichische Gesellschaft für Meteorologie“ die höchste Wetterwarte Europas. Es besteht nämlich seit 1886 auf dem Gipfel des 3100 Meter hohen Sonnblick in den Hohen Tauern ein massiver Thurm, in dem sich nicht nur eine meteorologische Beobachtungsstation erster Klasse, sondern auch ein „Gelehrtenstübel“ befindet, das schon wiederholt Männern der Wissenschaft zu längerem Aufenthalt diente. So weilte z. B. hier im Februar 1888 Universitätsprofessor Dr. Pernter aus Wien drei Wochen lang, und die Herren Geitel und Elster aus Wolfenbüttel, bekannt durch ihre Untersuchungen über atmosphärische Elektricität, kehren seit 1890 allsommerlich auf der hohen Warte ein, um daselbst ihre wichtigen Untersuchungen fortzusetzen. An den Beobachtungsthurm ist das Zittelhaus des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins angebaut, das den Touristen Sommer und Winter offen steht und die höchste, das ganze Jahr hindurch bewirthschaftete alpine Unterkunft darstellt. Die Wetterwarte und das Schutzhaus in diesem für die Freunde des Hochgebirges und besonders die Wintertouristen so günstigen Zustande zu erhalten, bot bis zum Winter 1889/1890 keine Schwierigkeit. Denn bis dahin war sowohl das am Fuße des Sonnblicks befindliche Werkhaus des Rauriser Goldbergwerks, als auch das noch 800 Meter höher unmittelbar am Gletscher gelegene Knappenhaus das ganze Jahr hindurch bewohnt. Seither ist jedoch das [578] Goldbergwerk in den Besitz einer belgischen Gesellschaft übergegangen, die den Betrieb einstellte; und als am 4. Januar 1891 auch der frühere Besitzer des Werks, J. Rojacher, starb, war auf einmal der ganze früher so lebhafte Thalwinkel verödet.

Der seit 1887 auf dem Gipfel hausende Knappe Peter Lechner befand sich jetzt in einer üblen Lage. Niemand war da, die nöthigen großen Vorräthe von Brennholz aus dem Thale über den Gletscher zum Gipfel zu schaffen, niemand auch, der die ins Thal führende Telephonleitung ausgebessert hätte, wenn sie durch Schneestürme oder Blitzschlag beschädigt worden war. Endlich war gerade in letzterem Falle, wenn Lechner ein Unglück zustieß, Rettung fast ausgeschlossen. Denn nicht nur ist es für den einzelnen schwer, vom Gipfel herab nach Kolm Saigurn zu gelangen, sondern diese letzte Thalstation ist auch noch im Winter oft durch Lawinen und riesige Schneemassen von den unteren Thalstationen abgesperrt. Infolgedessen mußte die „Oesterreichische Gesellschaft für Meteorologie“ sowohl am Gipfel des Sonnblick als auch in Kolm Saigurn je einen Gehilfen für Peter Lechner und etliche Leute für den Holztransport anstellen. Da diese Neueinrichtungen aber einen Mehraufwand von 1500 Gulden jährlich erheischten, der die verfügbaren Mittel der Gesellschaft überschreitet, hat sie soeben einen eigenen „Sonnblickverein“ gegründet. Der Verein wird alljährlich einen kurzen gemeinverständlichen Bericht über alle den Sonnblick betreffenden Ereignisse und Forschungen herausgeben: Freunde der Hochalpen und der Meteorologie dürften daher gern vernehmen, daß der Beitritt nur an eine jährliche Leistung von zwei Gulden ö. W. geknüpft ist. R. E. Petermann.