Sonntagsfrühe (Hebel, 1834)
Siehe auch: Sonntagsfrühe (1803) |
Der Samstig het zum Sunntig gseit:
„Jez hani alli schlofe gleit;
sie sin vom Schaffe her und hi
gar sölli müed und schlöfrig gsi,
i cha fast uf kei Bei meh stoh.“
So seit er, und wo’s Zwölfi schlacht,
se sinkt er aben in d’Mitternacht.
Der Sunntig seit: „Jez ischs an mir!“
Er düselet hinter d’Sterne no,
und cha schier gar nit obsi cho.
Doch endli ribt er d’Augen us,
er chunnt der Sunn an Thür und Hus;
er pöpperlet am Lädemli;
er rüeft der Sunne: „d’Zit isch do!“
Sie seit: „I chumm enanderno!“ –
Und lisli uf de Zeeche goht,
der Sunntig, und ’s schloft Alles no;
es sieht und hört en Niemes goh;
er chunnt ins Dorf mit stillem Tritt,
und winkt im Guhl: „Verroth mi nit!“
und gschlofe het die ganzi Nacht,
se stoht er do im Sunne‑Schi’,
und luegt eim zu de Fenstern i
mit sinen Auge mild und guet,
Drum meint ers treu, und was i sag,
es freut en, wemme schlofe mag,
und meint, es seig no dunkel Nacht,
wenn d’Sunn am heit’re Himmel lacht.
drum stoht er au so liebli do.
Wie glitzeret uf Gras und Laub
vom Morgethau der Silberstaub!
Wie weiht e frische Maieluft,
Und d’Immli sammle flink und frisch,
sie wüsse nit, aß ’s Sunntig isch.
Wie pranget nit im Garte‑Land
der Chriesi‑Baum im Maie‑Gwand,
und Sterneblueme nebe dra,
und gfüllti Zinkli blau und wiiß,
me meint, me lueg ins Paradies!
Und ’s isch so still und heimli do,
Me hört im Dorf kei Hüst und Hott;
e Guete Tag und Dank der Gott,
und ’s git gottlob e schöne Tag,
isch Alles, was me höre mag.
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Potz tausig, io, do isch er scho!
Er dringt io in si’m Himmels-Glast
Dur Bluest und Laub in Hurst und Nast!“
Und ’s Distelzwigli vorne dra
Sie lüte weger ’s Zeiche scho,
der Pfarer, schint’s, will zitli cho.
Gang, brech mer eis Aurikli ab,
verwüschet mer der Staub nit drab;
de muesch derno ne Meje ha!
Ausgabe I.
- ↑ und fründli uf de Berge stoht