Spanisch
Auf den Fluren von Sevilla
Strömt in der Orangen Duft,
Nach des Tages matter Schwüle
Milder Strom der Abendluft.
Daß im schönsten Land’ es lebt.
So im Balsamhauch der Kühle,
Jetzt lebendig erst, erhebt
Zu der Lustwelt der Gefühle
Der, erwacht vom Mittagspfühle,
Nach dem Ziel’ der Träume strebt.
Denn vom Söller zu Ramosa,
Wo er herrschend einsam lebt,
Schaut er in den vollen Mond.
Dort, am Rand’ der Abendlandschaft,
Liegt das Schloß Mirandola.
In des Mond’s Gedankenstrahlen
Denn mit treuer Liebe Qualen
Liebt Lenardo de Ramosa
Sie, den Stern von tausend Strahlen,
Blanka de Mirandola.
Hin zu seines Traumes Schloß.
Er besteigt sein andalusisch,
Sein des Weges kundig Roß.
Denn vom Schlosse zu Ramosa
Dreht sich seine Bahn im Kreise,
Früh am Morgen, spät zur Nacht.
Risch, nach seines Ritters Weise,
Jagt es im gewohnten Gleise;
Blanka de Mirandola.
Er auch lebt in Blanka’s Träumen,
Hat der schönen Danke viel
Aus der schönen Hand empfangen,
Blanka liebt den treuen Ritter,
Nennt ihn ihren Hesperus,
Der am Abend wie am Morgen
Bringet seinen Liebesgruß.
Weil von ihrem Ohm und Vormund,
Garzilaso de Murvedo
Sie ihr Herz verbergen muß.
Denn für seinen reichen Vetter,
Wirbt um sie Don Garzilaso,
Doch seitdem zum erstenmale
Blanka de Mirandola
Von dem Ohm empfohlen sah:
Denkt sie stündlich um so lieber
An Lenardo de Ramosa;
Frost erregt ihr wie ein Fieber
Solches ahnt und träumt Lenardo,
Und nun, reitend in den Mond,
Er im Zorn den Nebenbuhler,
Mit dem Sporn den Gaul nicht schont.
Sieht er Schweif’ und Helme wehn,
Siehet Ritterriesenschatten
An dem Busch vorübergehn;
Stürzt drauf los, gleich wild und mächtig;
Hat im Eifer unbedächtig
Er für Ritter angesehn.
Daß er nicht den Kampf gefunden,
Den er in der Hoffnung sah,
An das Schloß Mirandola.
Später, als er sonst gekommen,
Kam er; finster ist das Schloß;
Offen steht des Schlosses Pforte;
Mächtig lockt’s ihn, einzuschleichen,
Heimlich an dem Zauberorte,
Seiner Liebe Nachtgenoß.
Leise tappend für und für,
Dringt er, denn die Wünsche leiten,
An des Fräuleins Kammerthür.
Lauschend horchet er: – es regen
Und den Boden stark bewegen
Tritt und Schritt; ihm wächst Verdacht.
Plötzlich höret er mit Feuer
Seine Blanka mächtig rufen:
Frecher Quälgeist meiner Nacht.
Da, im Schreck und im Entsetzen,
Scheuet er nicht Ungebühr;
Schrankenlos, mit Riesenkräften,
Finster ist’s; in’s Nebenzimmer
Fliehet Licht; er hinterdrein.
Thüren öffnen, Thüren schließen
Sich vor ihm; er dringt hinein.
Nur die Stimme seiner Schönen,
Der gequälten Blanka, sein.
So, von Saal zu Saal, verfolgt er,
Eine Thür doch hält ihn plötzlich
Länger widerständig auf.
Endlich öffnet sie sich helle;
Kerzen strahlen, und es tritt
D’raus mit ernst gemeßnem Schritt.
Hoch zur Nacht ziehn sich die Lichter,
Doch noch länger die Gesichter,
Die hier Einer kraus dem Andern,
Bald doch regt des Ritters Feuer
Sich in Sturm und Muskelkrampf;
Ha! du bist das Ungeheuer?
Rüste, Quälgeist, dich zum Kampf. –
Gegen Sarazenen groß,
Ein benarbter, alter Krieger,
Weist ihm schon die Klinge bloß:
Und sie stoßen wild zusammen,
Aber mitten in die Flammen
Stürzt sich Blanka in den Stoß.
Ritter, sagt, was ficht euch an?
Was euch so berücken kann? –
Und mit hochgeschwungnem Degen
Ruft Lenardo furchtbar drein:
Plaget euch nicht dieser Quälgeist?
Weiche von mir, Ungeheuer!
Rieft ihr; und ich stand und horchte
Draußen an der Thür; im Feuer
Brach ich unaufhaltsam ein.
Schont die Schwerter! – Nimmermehr!
Büßen soll das Ungeheuer,
Euch zu quälen, ernst und schwer. –
Ich beschwör’ euch; zähmt das Feuer,
Nimmer, wollt ihr Blut vergießen,
Bin ich eurer Liebe froh.
Friede, Freund! bin ich euch theuer! –
Und entfliehend: Sprich, Duenna!
Flüstert diese, war –
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: anf