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Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 22

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Tafel 21 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 3 (1929) von Jean Louis Sponsel
Tafel 22
Tafel 23
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TAFEL 22
Links: HENKELKANNE AUS BERGKRISTALL IN SILBERVERGOLDETER,
REICH MIT KAMEEN UND FARBSTEINEN
BESETZTER FASSUNG. DEUTSCHE ARBEIT DER MITTE DES
17. JAHRHUNDERTS


Rechts: HOHER DECKELPOKAL AUS BERGKRISTALL MIT
EINGRAVIERTEM TRITONENKAMPF UND FESTONS IN GOLDENER,
MIT GRANATEN BESETZTER FASSUNG. MAILÄNDER
ARBEIT VOR 1580
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[210] Links: Große sechskantige Henkelkanne aus Bergkristall auf sechseckigem, silbervergoldeten und vollständig mit Kameen und Farbsteinen (Chrysolithe, Amethyste, Türkisen, Almandine, Granate, Rubine, Smaragde, Topase und Kameen) besetztem Fuß und Knauf. Ebenso übersät mit Farbsteinen und Kameen ist der als Vogelkopf gebildete silbervergoldete Deckel, sowie die beiden Ansatzstellen des wieder aus Bergkristall geschnittenen Henkels. Die Kanne zeigt die sechskantige Naturform des Kristalls wenig verändert, hat am Hals eine verengerte Öffnung und höhere Schnauze und ist an den Kanten mit Kanneluren und auf den Flächen mit Rankenwerk eingeschliffen, ebenso ist der Henkel geschnitten. An dem Edelsteinbesatz ist eine gewisse Gliederung erreicht durch Aneinanderreihung von Türkisen oder Granaten an Rändern und Kanten, sowie durch Verteilung der größeren Granatschalen, Chrysolithe und Kameen auf die Mitten der Felder und Kanten. Die Köpfe und Büsten der Kameen haben antike Tracht, ausgenommen die am Rand des Deckels, die in der Tracht des 16. Jhdts. dargestellt sind. – Es zeigt schon die Kristallkanne in Wien (XIX, VII. 50), die 1655 für Kaiser Ferdinand III. in Prag gearbeitet wurde, ähnliche Verwendung bunt zusammengestellter Steine. Ebenso der Pokal dort XIX. VII, 30. In der farbigen Ausstattung hat die Bergkristallkanne entfernte Verwandtschaft mit der Verzierung der ovalen Schale von 1656 auf Tafel 25 und mit dem Bergmannschmuck für Kf. Johann Georg II. des Freiberger Meisters Samuel Klemm von 1675–77, die jedoch nur mit sächsischen Steinen verziert sind und wobei die Übereinstimmung nur auf den Zeitgeschmack zurückgeführt werden kann. Von den drei Schmuckkasten V. 595, 597, 600, von denen der letzte reichste die Meistermarke R 436 (unsicher, ob J. H. Mannlich, 1660–1718,) besitzt, steht keiner dem Henkelkrug nahe. Näher aber die Tischuhr mit Dromedar (V, 594f.), deren Uhrwerk von dem Augsburger Uhrmacher Elias Wecker herrührt. Man könnte bei der Henkelkanne wohl auch an einen Augsburger oder Prager Meister denken. (H. 42 – V. 183.)


Rechts: Hoher schlanker Deckelpokal aus Bergkristall. Das nach oben regelmäßig erweiterte Gefäß ist aus einem sehr langen Stück geschnitten und am unteren gerundeten Viertel mit Meereswellen, darauf kämpfende Tritonen, in seiner ganzen Höhe darüber mit grotesken Figuren und dünnen Festons graviert, ein ähnliches Seestück ist auch auf dem Deckel eingraviert. Groteske Ornamente auch an dem gewölbten Bergkristallsockel. Deckelspitze, Knauf und Sockelrand von einer goldenen, emaillierten und mit Granatschalen besetzten glatten Einfassung umsäumt. Mailänder Arbeit vor 1580. (H. 48 – V. 217.)