Sponsel Grünes Gewölbe Band 4/Tafel 9

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Tafel 8 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 4 (1932) von Jean Louis Sponsel
Tafel 9
Tafel 10
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TAFEL 9
ELFENBEINSCHNITZEREIEN
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[58] a) und b) Scaramuccio und Poltrone, Figuren der italienischen Komödie. Skaramuz, den Degen an der Seite, die Rechte in die Hüfte gestützt, beißt mit höhnischem Lachen auf den linken Daumen; Poltrone, der zerlumpte Soldat, blickt drohend herüber, während die Rechte mit einer Pistole spielt. Hochreliefs auf schwarzem Samt, die Rahmen dunkelbraunes Holz. II. 138, 139. Zugangs-Verz. 1769, den Brühlschen Nachlaß betr.: 1769 als eine „von Lücken“ bezeichnete Arbeit zur Kunstkammer gekommen.

Von Johann Cristoph Ludwig (von) Lücke, Dresden. Nachweisbar hat Lücke, geboren um 1703, in seiner Jugend als Modellmeister der Porzellanmanufaktur, und als Elfenbeinschnitzer später von 1767 an in seiner Vaterstadt gearbeitet. In der Sammlung des Generals Freiherrn Carl Rolas du Rosey, die 1863 in Dresden versteigert wurde (Katalog Verlag Rud. Weigel, Leipzig), Nr. 1698 und 1699 sind gleiche Reliefs als „sehr charakteristische, fast vollrunde Arbeiten von Johann Lück“ beschrieben. 1698 brachte 30, 1699 41 Reichsthl. Ebenda Nr. 1628 erscheint der Scaramuz, in der gleichen Haltung, „die Bekleidung in Farben gebeizt“ als Vollplastik.

Chr. Scherer, Studien zur Elfenbeinplastik der Barockzeit, 1897, S. 90, nennt zwei ähnliche Stücke im Schweriner Museum, von denen das eine mit „C. A. Lück Fec“ bezeichnet ist. – Der Poltron in Ton in Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe, bezeichnet = C. Lücke.


c) Diana und Aktäon. In einer Mauernische drei nackte Frauen. Eine, sitzend, gießt Wasser aus einer Muschel über ihren Schenkel, während sie sich mit der Rechten trocknet, die zweite neigt sich mit einer Schale zu einem Wasser, das aus einer grotesken Maske fließt, und das eine dritte, nach hinten gewandt, über ihren erhobenen linken Fuß laufen läßt. Aktäon, dem schon Hirschohren und Geweih wachsen, beugt sich links oben über die Mauer, auf der sein Hund vor ihm sitzt; im Hintergrund wird er, schon fast völlig zum Hirsch verwandelt, von zwei Hunden zerrissen. – Die Rückseite des schweren Stückes seitlich abgeschrägt, glatt. Nach Vergleich mit den mythologischen Reliefs an dem bezeichneten Münzschrein Kurfürst Maximilians I. von Bayern Christoph Angermairs, 1618–1624 (Berliner a. a. O. Nr. 124, S. 37).

II. 230. Geschenk des Herzogs Johann Philipp von Sachsen-Altenburg an Johann Georg I. Inventar der Kunstkammer 1619, Fol. 48:1 Actaeon von Helffenbein geschnitten, zusambt 3 Göttinnen so herzog Johann Philip zu Sachssen Churfürst Johann Georgen zu Sachssenn unserm gnedigsten Herrn verehrett.