St. Magdalena (Gemälde der Dresdener Gallerie)

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Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: St. Magdalena
Untertitel: Von Franz Gessi
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848–1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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Magdelen.     Magdalena.

[109]
St. Magdalena.
Von Franz Gessi.

Die lebenswarme, hinreißende Büßerin des Correggio, in poetischem Genusse im Waldesdunkel die Worte des himmlischen Friedens und der „ewigen“ Liebe lesend, ist hier bei Gessi [110] zur Heiligen geworden, deren sanfte, wir möchten sagen, schmelzende Schönheit allein noch an die Ursache erinnert, weshalb die Schönheit sich einer rauhen Ascetik unterworfen hat. Gessis Magdalena verleugnet in ihrer Weise nicht die Grazie derjenigen des Correggio; sie läßt jedoch im Vergleiche zu dieser, ungeachtet ihre ganze Erscheinung unendlich zart, fast zierlich ist, kalt. Die Kunst des Meisters erkennt man, bei seiner dasmal allgemeinen Auffassung, nur in einzelnen Zügen, fast nur in einzelnen Pinselstrichen wieder. Dahin gehört der unübertreffliche Ausdruck des Mundes dieser Magdalena, welcher ihre Geschichte, ihre Bekehrung und ihr augenblickliches, aus dem innersten Herzen quellendes religiöses Gefühl auf frappante Weise malt; ein Gefühl, das, ungeachtet[WS 1] seiner sittlichen Höhe, dennoch Sinnliches genug besitzt, um zu der Annahme hinzureißen: die Magdalene beuge sich nicht demüthig vor dem göttlichen Christus, sondern sie bete, an „himmlisch gewordener“ Liebe siech, den göttlichen „Mann“ an in der Einsamkeit des felsigen Thales. Diesen eigenthümlichen, von dem idealisirten, nicht charakteristisch bestimmten Blicke der Magdalena unabhängigen Ausdruck hatten die Bologneser in dem weichen und schwärmerischen Verständniß für leidenschaftliche Gemüthszustände mit solcher Wärme aufgefaßt, daß sie diese Magdalena Gessi’s weit über die besten Leistungen Guido Reni’s, des Meisters von Gessi, stellten. Durchaus dem Charakteristischen dieses Bildes entsprechend ist die Zeichnung und Färbung desselben in ihrer weichen, verschwimmenden Manier, die sonst dem Geist nicht eben eigen ist. Die rechte Hand dieser Madonna gilt noch immer in der schweren Kunst der Händemalerei als ein Ideal von Schönheit, obwohl sie manierirt und mehr zierlich, als schön ist. Die Magdalena von Gessi rührt aus seiner zweiten Periode her. In der ersten zeigte Gessi ein strenges, geistvolles Studium, welches durch seine wissenschaftliche Bildung getragen und durch die Nachahmung der großen Meister, besonders des Guido, belebt wurde. Die zweite Periode hat nicht diese großartigen Schöpfungen, wie sie Guido in seinem heiligen Francisco in der Nunziata zu Bologna bethätigte, aufzuweisen; nur die glänzende Technik und einzelne geniale Gedankenblitze, wie sie unsere Magdalena zeigt, belehren den Beschauer über das bedeutende Talent des Meisters.

Gessi, welcher den großen Styl verließ, bildete in seiner Malerschule zu Bologna, welche nach Reni’s Tode die einzige von Bedeutung daselbst war, keine glänzenden Talente. Die Schüler faßten die Zierlichkeit ihres Meisters auf und verfielen dadurch, wie kaum anders zu erwarten, in eine kalte und trockene Manier, deren Grundzüge Gessi, vermöge seiner ausgezeichneten Technik, in seinen Gemälden so zu verdecken weiß, daß sie nur das Auge des Kenners bemerkt.

Dieser Meister, ein Bologneser, ward 1588 geboren und starb 1649. Die Zahl seiner Bilder von Ruf ist geringer, als man nach seinem unausgesetzten Fleiße glauben sollte; ein Beweis, daß seine Schnellmalerei nur auf Kosten seines besseren Könnens ausgeübt wurde.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ungeachet