Stiftung des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen

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Textdaten
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Autor: Friedrich Emanuel von Hurter
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Titel: Stiftung des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 110–112
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Stiftung des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen.

Der Graf Eberhardt III. von Nellenburg, reich gesegnet an Glück und Gütern, Herr ausgedehnter Besitzungen im Klettgau, Hegau und jenseits des Rheines, Vater von fünf blühenden Söhnen und Gatte einer frommen treuen Frau, trug sich lange schon mit dem Vorsatz, ein Gotteshaus zu stiften, als demüthiges Zeichen seiner Dankbarkeit für all die Wohlthaten, womit ihn der Allmächtige überschüttet hatte. Er theilte dies Vorhaben seinem lieben Weibe Itha, einer gebornen Gräfin von Kirchberg, mit, und sie bestärkte ihn auch auf’s Eifrigste darin. Ihren Plan mit um so klareren Gedanken auszuführen, fastete und betete das fromme Paar eine geraume Zeit hindurch. Sie wollten, noch zweifelhaft darüber, welchen Platz in ihrer Grafschaft sie zur Stiftung eines Klosters ausersehen sollten, des Winkes von Oben harren. Zudem unternahm Graf Eberhardt ein Reise nach Rom, um sein Anliegen auch dem Papste zu empfehlen. Zur nämlichen Zeit aber wohnte an der Stätte, wo jetzt das Schaffhauser Münster sich erhebt, ein Klausner in seiner Einsiedelei, den der Graf oft zu besuchen und sich gottseliger Rathschläge bei ihm zu erholen pflegte. Auch ihn hatte Eberhardt zum Vertrauten seines Planes gemacht und seinen aufmunterndsten Beifall erhalten. Da träumte dem fromme Manne einstmals, an der Stelle, wo nun die St. Eberhardtskapelle steht, wachse eine helle, weitstrahlende Feuergarbe von der Erde bis zu dem Himmel empor, und oben darüber schwebe ein goldenes Kreuz. Als nun der Graf wieder aus Wälschland zurückkehrte und noch immer etwas unschlüssig war, erzählte ihm der Einsiedler seinen [111] Traum und erfüllte dadurch dessen Herz mit solcher Freude, daß er, wie einst David[1], ausrief: „Ja, das ist die Stätte, die der Herr auserwählt hat!“ – Sogleich wurde an’s Werk geschritten und schon im Jahr 1052 stand die erste Kapelle da. Kurz darauf reiste der Papst durch diese Gegend und weihte selbst den ersten Altar noch in demselben Jahre, den 23. August. Für den Anfang wurden zwölf Mönche und ein Abt in das Kloster gesetzt, welches der Graf mit vielen Gütern beschenkte. Der Kreuzgang und die Wohnungen der Mönche wurden binnen zwölf Jahren vollendet, nach dem Plane eines lunstverständigen Priesters, Leupold, und am Tag Aller Heiligen 1064 hatte der edle Stifter die Freude, das neue Kloster durch Rumolf, der Bischof von Constanz, in Gegenwart vieler Aebte einweihen zu sehen. Am nämlichen Tage noch begabte der Graf dasselbe mit allerlei Kostbarkeiten, reichen priesterlichen Gewändern, Leuchtern und allen zum Gottesdienst nöthigen Geräthen; mit Freiheiten und überdies mit nicht weniger als 200 Meierhöfen.

Nachdem alles dies besorgt war, sehnte sich Eberhardt selbst darnach, der irdischen Welt sich abzukehren und er begab sich in das Kloster, das er selbst gestiftet hatte; er unterzog sich freiwillig der väterlichen Leitung des Abtes. Er lebte mit strengster Gewissenhaftigkeit nach der Regel des Ordens (die Mönche waren Benediktiner) und verrichtete die niedrigsten Dienste, die man ihm auftrug, wie der Geringste seiner Mitmönche. So brachte er sechs Jahre, mit Zustimmung seiner Gemahlin Itha, im klösterlichen Leben zu, bis ihn Gott seiner Frömmigkeit lohnte und in die ewige Seligkeit aufnahm. Er starb in seinem sechzigsten Jahre, am 7. April 1070. Sein Leichnam ist im neuen Münster zu Schaffhausen neben der Kanzel beigesetzt.

Das Kloster Allerheiligen aber erwarb sich in der Folge durch seine musterhafte Verfassung und Sittenstrenge einen außerordentlichen Ruf, und trug, nach dem Zeugniß des gelehrten Abtes Trithemius (in seinem Chronikon Hirsaugiense, T. I. pag. 212 und 266) viel dazu bei, daß das damals ziemlich [112] in Verfall gerathene Kloster Hirsau in Schwaben wieder zu einem Flor gedieh, in welchem, wie Trithemius sagt, die Mutter noch von der Tochter übertroffen wurde.

(Vergl. „Erinnerungen aus der Geschichte der Stadt Schaffhausen.“ Schaffhausen, 1834. Hurters Buchhandlung. Ferner: „Leben des Grafen Eberhardt III. etc.“ in Mone’s „Quellensammlung der Badischen Geschichte.“ 1. Bd. 1. Heft. Aus einer Chronik abgedruckt.)

  1. Psalm 132 Vers 13 und 14.