Stiller Besuch
Erscheinungsbild
[53]
Stiller Besuch.
An einem Tag, da Haus und Halde schwieg,
Lag ich auf meinem Ruhebett und schaute
Verhalt’nen Atems meinem Söhnlein zu,
Das fromm aus Hölzern einen Tempel baute.
5
Am Fenster lag im Abendlicht ein Buch,Versonnen beugte sich mein Weib darüber;
Im Käfig saß der Vogel auf dem Stock
Und lugte dunklen Aug’s zu ihr hinüber.
Da war’s, daß ich gewußt: das Glück ist da …
10
Ein Atem ist mir übers Herz gegangen …Die Luft ist hell von einem gold’nen Blick …
Ein duftend Haar liegt weich auf meinen Wangen …
Und flüstern wollt ich: seht, das Glück ist da!
Doch hielt gebunden mich ein ahnend Bangen –
15
Das Vöglein sprang von seinem Stock herab –Da war der lichte, leise Gast gegangen.