Terracina
Sey mir nach langem Entbehren gegrüßt o heilige Meerfluth
Sey mir im zitternden Strahl bläulichen Aethers gegrüßt!
Freyer athm’ ich empor in des Meers unendlicher Fülle,
Hier wo am Klippengestad’, hoch auf brandet die Fluth!
Jede mit eigenem Reitz! Jede mit eigenem Ton!
Tanzend gleitet der Nachen dahin auf rosigen Wellen
Sinnend wieget mein Geist, sich im azurenen Bett!
Ach! wie glüh’n die Gestade von sinkender Sonne beschimmert,
Fern am Meerhorizont entsteigt dem purpurnen Dufte,
Leicht an einander gereiht, lieblicher Eilande Kranz!
Rings mit Wolken gegürtet, den Fuß vom Meere gebadet
Starrt im finsteren Ernst, dort der Circäische Fels!
Wo die Cajetische Bucht Formiäs Hügel beschirmt!
Meer und Himmel vereinen sich hier zu lächelnder Anmuth,
Und das umschimmerte Land, ruht im vertraulichen Bund!
Hinter der Circe Gebirg’ ist schon die Sonne gesunken,
Luna’s silbernes Horn schwebt hoch im goldenen Aether,
Hesperus Fackel entglimmt leis’ in der Wolke voll Thau!
Wonn’ und Wehmuth umfangen mein Herz, und süßes Verlangen
Hebet die sehnende Brust, hüllet in Thränen den Blick!
Im Pommeranzengedüft, nahe beim Wogengesang,
Unter des Felsenthurms Telepylos drohender Veste
Die des verschwisternden Bunds ewige Treue beschwur.
- ↑ Terracina. – Anxur der Volsker. Terracina nach der phantastischen Gestalt seines Klippengestades von den Griechen schon benannt; und um der Genealogie in aufsteigender Linie zu folgen, nach der Meinung verschiedner Schriftsteller die Telepylos Homers.