Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Hexen-Steinbach

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Von Freischützen und Zigeunern Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Sagen vom alten Schlosse Liebenstein
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[258]
134.
Hexen-Steinbach.

Zu Steinbach bei Liebenstein hat es vor Zeiten gar arg viele Hexenleute gegeben, daher dieser Sachsen-Meiningische Ort zum Unterschiede von dem hessischen Steinbach unter Hallenberg – Hexensteinbach genannt wurde. Doch gab es nicht allein zu Steinbach Hexen, sondern auch zu Schweina und Gumpelstadt, in der Ruhl, zu Winterstein und in Brotterode, um den Inselberg her, auch zu Herges, das nach Schmalkalden zu liegt. In der Nähe von Steinberg ist ein Berg gelegen, welcher der Lobberg heißt, weil auf selbigem Berge „zum Lobe Gottes“ die Hexen verbrannt wurden. Droben ist ein Fleck, auf dem nie ein Gras wächst, das ist der Hexenplatz, dann ist noch ein Platz in der Nähe, auf dem haben die Steinbacher Hexen ihre Tänze gehalten, und sich dem Teufel gelobt. Die Schweinaer Hexen hielten ihre Tänze im sogenannten Hofgarten, der deshalb auch noch bis heute der Teufelsgarten heißt. Die großen Hexenfahrten aber geschahen zu den drei heiligen Zeiten auf den Inselsberg, oder auf Hochflächen in dessen Nähe, so namentlich [259] zum Ketzersrasen, auf dem die weit sichtbare Tanzbuche steht, die ihren Namen nur den Hexentänzen dankt.

Auf den allerschlechtesten Wegen, wo selbst ein Wagen von Eisen Gefahr laufen würde, zu zerbrechen, und auf den gefährlichsten Bergabhängen läßt die Sage die Hexen in gläsernen Kutschen fahren. In der Ruhl erblickt man bisweilen eine gläserne Kutsche, in dieser sitzen Hexen, die der Teufel spatzieren fährt. Kommt man der Kutsche nahe, so verschwindet sie plötzlich. Bei Steinbach fahren sie durch den Hohlweg des Schäferbergs, der weniger als ein Weg ist, und am Steiger. Die gläserne Hexenkutsche ist mit 6 Ziegenböcken, des Teufels Lieblingsvieh, bespannt, oder mit sechs Rappen ohne Kopf, der auch dem Kutscher fehlt. Manche sagen, daß in der einen Steinbacher Kutsche eine verwünschte[WS 1] Prinzessin fahre.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: verwünschee