Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Pestmann zu Schleiz
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Der Pestmann zu Schleiz.
Die Sagen vom Wüthen einer fürchterlichen Pest haben sich im Voigtlande vielfach erhalten. Das einschleppen dieser verheerenden Seuche berichtet die Überlieferung auf folgende Weise. Zu Schleiz haus’te ein Graf, des Geschlechts derer von Cospoth, der zog zur Ferne und in das Morgenland, und dort befiel ihn die Pest, an der er starb, aber seine Begleiter wußten nicht, daß er an der Pest verschieden war, und sie führten seinen Leichnam unbedenklich nach seinem Geburtsorte, nach Schleiz, auf daß er daselbst begraben würde in der Gruft seiner Väter. Als nun nach der Zeit-Sitte der Sargdeckel bei der Beerdigung erhoben ward, daß Jedermann noch einmal das Antlitz des Todten sehe, da zog die Pest in Form eines blauen Räuchleins aus dem Sarge und verbreitete sich. Zuerst erfaßte sie die Schüler und die beim Begräbniß Anwesenden, dann griff sie weiter um sich, und wüthete furchtbar heftig. Deshalb nannte man den verstorbenen Grafen den Pestmann. Und an seinem Denkmal, in der Bergkirche zu Schleiz, darauf er in betender Stellung in Stein gehauen zu sehen ist, haftet immer noch dieser Name.