Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Holke

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Geist in der Wiedenkirche Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der gefundene Schatz
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234.
Holke.

In Weida war vor dem dreißigjährigen Kriege ein durchtriebener, böser Bube, Namens Holke. Dieser empfing einst wegen schlechter Streiche öffentlich sogenannte Stockschillinge. Er verließ hierauf in einem Alter von 13 Jahren seine Vaterstadt mit der Drohung, sich einst für die erhaltene Züchtigung zu rächen. Bettelnd strich er längere Zeit in Böhmen herum, nahm, größer geworden, Kriegsdienste und rückte endlich bis zum General hinauf. Einst während eines Waffenstillstandes erbat er sich Urlaub, um in seine Heimath zu reisen. Als er diesen erhalten, bat er, sein Regiment mitnehmen zu dürfen, um sich in seiner jetzigen Macht zeigen zu können. Auch dies wurde ihm gestattet. Als er zu Weida angekommen war, machte er sogleich alle Löschanstalten unbrauchbar, dann ließ er die Stadt beschießen, und äscherte so diese schöne und reiche Stadt bis auf das letzte Haus ein. Die jetzt noch in Ruinen liegenden Kirchen zeigen von Weida’s Pracht und Holke’s Grausamkeit.

Wie weit diese Sage im historischen Boden wurzelt, ist nicht ermittelt. Heinrich von Holcke, Wallensteins und Tilly’s Feldherr und zuletzt Graf und Feldmarschall, war jener Holke wol nicht, denn derselbe stammte aus der Insel Alsen, starb aber in Adorf.