Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Musikanten spielen auf am Hermannsberge

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Die Ritter im großen Hermannsberge Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Ruppbergs-Jungfrauen
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159.
Musikanten spielen auf am Hermannsberge.

In Steinbach-Hallenberg war Kirchweihe, dort kamen viele Musikanten hin, um zum Tanz zu spielen, unter andern auch ein Häuflein gar arme Virtuosen aus Ober-Schönau. Als sie in den Ort kamen, wurden sie nicht angenommen, weil schon allzuviele andere Genossen ihrer Kunst daselbst sich mit Musiciren zu Tanz und Kurzweil wacker hören ließen. Die Armen gingen betrübt hinweg, doch grämten sie sich nicht allzulange und nicht allzusehr, denn ein Musikant muß ein fröhliches Herz haben. Sie kamen über den Hermannsberg auf ihrem Rückweg, dort ruhten sie aus, und huben an zu singen und zu spielen. Sangen auch andächtiglich das schöne Lied: Herr Gott Dich loben wir! Das klang feierlich durch den dunklen herbstlichen Wald. Siehe da ward ihnen der Berg aufgethan, sie sahen viel wunderliche Erscheinung, wurden gespeißt und getränkt, und hielten mit Musiciren ihre Kirmse wacker im Hermannsberg. Kamen auch ungeschädigt wieder heraus, reichlich belohnt und begabt. Als die andern Musikanten von deren Glück hörten, machten auch sie sich habsüchtig auf, kamen, fangen und spielten am Berge. Aber sehr übel wurde ihnen mitgespielt, denn es kam ein ganzer Hagel von Steinen geflogen, es regnete dabei unsichtbare aber sehr fühlbare Maulschellen, und statt der Goldstücke trugen sie schwer genug an blauen Flecken.