Theaterprobe einer Wandertruppe

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Autor: Bn.
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Titel: Theaterprobe einer Wandertruppe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 264–265, 276
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[264–265]

Theaterprobe einer Wandertruppe.
Nach einem Gemälde von Jos. Weiser.

[276] Theaterprobe einer Wandertruppe. (Zu dem Bilde S. 264 und 265.) Vieles ist möglich bei einer wandernden Künstlertruppe, aber „Kabale und Liebe“ ohne Luise Millerin spielen, das bringt selbst sie nicht zustande. Deshalb war die Aufregung groß: die neue „Liebhaberin“ hatte den ersten Zug versäumt, der zweite meldete Verspätung, endlich, endlich um drei Uhr kam sie an, und um vier Uhr soll die Vorstellung beginnen! Man schleppte sie in den jetzt als Konversationszimmer dienenden Waschraum, hing ihr über, was die aufgerissenen Koffer als halbwegs passendes Kostüm hergaben, und jetzt: schnell, schnell nur die Hauptscenen, denn zur wirklichen Probe ist ja keine Zeit mehr! Der vor keiner Kalamität verzagende Direktor hat vor sich auf dem Pult die Blätter der Rolle und giebt Luisen soeben ein Stichwort als Lady Milford; die Kollegen sitzen im Kreis, kritisch und kühl bis ans Herz hinan.

„Nehmen Sie ihn denn hin, Mylady! Freiwillig tret’ ich Ihnen ab den Mann, den man mit Haken der Hölle von meinem blutenden Herzen riß!“ so flötet Luise schwärmerisch sentimental mit himmelndem Augenaufschlag, und die Versammlung ist sich bereits völlig klar, warum die schöne schlanke Blondine stets neu auf Engagement reist. Der neben ihr sitzende Ferdinand fühlt sich im tiefsten indigniert durch die Aussicht auf heute abend; Lady Milford, in dem für verschiedene Jahrhunderte dienstthuenden Sammetgewand, denkt sich im stillen dasselbe, was Vater Miller drüben der „Naiven“ zuflüstert; auch der „Familienvater“ auf der Holztreppe, der heute den Präsidenten spielen muß, hat seine schweren Bedenken. Wäre nur noch ein einziger Tag Zeit, so könnte man ja sehen, aber so heißt es: „Nimm deinen Lauf, Verhängnis!“ – – Nur der Direktor bleibt unerschüttert, er hat schon Aergeres erlebt und vertraut auf die Naivetät des Dingskirchener Publikums. Wenn ihn nur diese Zuversicht nicht täuscht! Hinten am Waschfaß hat der Maler einen Teil dieses Publikums aufgestellt, und auf dem lachenden Gesicht der einen Wäscherin steht das Schicksal des Abends ziemlich deutlich geschrieben!Bn.