Thor zum Tempelplatz in Jerusalem

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Titel: Thor zum Tempelplatz in Jerusalem
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aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 801, 804
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[801]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0801.jpg

Thor zum Tempelplatz in Jerusalem.
Nach dem Gemälde von G. Bauernfeind.

[804] Thor zum Tempelplatz in Jerusalem. (Zu dem Bilde S. 801.) Bei der Zerstörung Jerusalems durch Titus im Jahre 70 n. Chr. ging auch der prächtige Tempel, den Herodes gebaut hatte, in Feuer und Flammen auf. Als die Römer sechzig Jahre später an Stelle des alten Jerusalems die Kolonie Aelia Capitolina gründeten, wurde auf dem heiligen Berge Morija ein heidnischer Tempel zu Ehren des Jupiter Capitolinus errichtet; auch dieser sank in Trümmer, als das Christentum siegte und die Leidensstätten Christi mit Kirchen und Kapellen überbaut wurden. Dann kam über Jerusalem die lange Zeit neuer Prüfungen.

Die Stadt gelangte im Jahre 637 in die Macht des arabischen Kalifen Omar, und die Bekenner des Propheten führten nun auf dem altberühmten Tempelplatze Bauten auf, die noch heute sich erheben. Auch für sie ist der Platz ein „geheiligter Bezirk“, „Háram esch Scherif“, denn an ihn knüpfen sich zahlreiche mohammedanische Legenden; von dieser Stätte soll unter anderem Mohammed auf seinem geflügelten Rosse Burák zum Himmel entrückt worden sein. Mauern umgeben den weiten, mit zahlreichen größeren und kleineren Bauten besetzten Raum; gegen Westen öffnen sich in ihnen acht und gegen Norden drei Thore. Das Hauptgebäude des Tempelplatzes ist der Felsendom, der auf einer viereckigen schön gepflasterten Terrasse liegt, zu der Stufen emporführen. Durch das weite Thor auf unserem Bilde fällt der Blick gerade auf den mächtigen Bau; er ist ein Achteck, dessen Seiten je 20 m Länge besitzen; in seiner Mitte erhebt sich über einer Trommel eine hölzerne mit Metall bedeckte Kuppel. Im Innern des Domes ruht der 17,7 m lange und 13,5 m breite heilige Fels. Die Mohammedaner glauben, daß der Stein den Seelenbrunnen verdecke, an dem sich die Seelen der Verstorbenen zu Gebeten versammeln; er soll zu Mohammed und zum Kalifen Omar gesprochen haben; er habe auch dem Propheten in den Himmel folgen wollen, sei aber vom Engel Gabriel zurückgehalten worden.

Unter dem Felsen befindet sich eine Höhle, in der sich Betplätze Davids und Salomos befunden haben sollen. In dem Dome selbst sind noch andere Heiligtümer der Mohammedaner zu sehen, so z. B. eine Fußspur des Propheten, Fahnen Mohammeds und Omars, eine Nachbildung von Alis Schwert und dergleichen mehr.

Neben dem Felsendom erheben sich auf der Terrasse einige andre Bauten, der Kettendom, der Geisterdom, der Himmelfahrtsdom, an die sich wieder verschiedenartige Sagen und Legenden knüpfen. Im südlichen Teil des Tempelplatzes liegt die Moschee El-Aksa, die ursprünglich eine von Kaiser Justinian erbaute christliche Kirche war. Einst war der Zutritt zu dem ehemaligen Tempelplatze nur den Muslim gestattet; seit etwa vierzig Jahren ist der Besuch auch den Andersgläubigen freigegeben; die Juden meiden aber zumeist die vor allem ihnen heilige Stätte; denn man weiß nicht mehr genau, wo das Allerbeiligste stand, und sie scheuen sich, durch unwissentliches Betreten dieser Stelle eine Sünde auf sich zu laden. *