Zum Inhalt springen

Ton der Leyer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Trost der Trennung Gedichte (Friederike Brun) Freundschaft und Liebe »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern) am linken Seitenrand.
Textdaten
Autor: Friederike Brun
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ton der Leyer
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 96–97
Herausgeber: Friedrich von Matthisson
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1795
Verlag: Orell, Gessner, Füssli & Comp.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Zürich
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[96]
 Ton der Leyer.

Warum entschweben selten mir die Töne
     Der jugendlichen blütengleichen Lust?
Gabst du vielleicht, o himmlische Comoene,
     Der Leiden sanften Ton nur meiner Brust?

5
Wenn stille Thränen sich im Auge bilden,

     Und süsse Wemut meine Seele füllt,
O dann begleiten Lieder oft den milden
     Erguß, der meinen dunkeln Blick umhüllt!

Nur zu des Herzens still gefühlter Feier,

10
     Nur für den hohen geistigern Genuß,

Stimmt Einsamkeit mir meine sanfte Leyer,
     Und adelt der Empfindungen Erguß!

[97] Wenn dann die Dämmrung schaurig sich ergießet,
     Nur noch auf Felsenkronen Purpur glüht,

15
Erwacht der innre Sinn; das Auge schließet

     Sich vor der Gegenwart, das Zukunft sieht.

Dann schwebt in hohen ungemessnen Weiten
     Des Aetherraums der kühn entflohne Geist!
Sieht Welten wandeln, Monde sie begleiten;

20
     Fühlt Wonne, die Unsterblichkeit verheißt.


Bis Psyche, ach! vom hohen Fluge trunken,
     Sich sinkend, matt, der Erde nahe fühlt,
Und der verhüllte göttlich reine Funken
     Im Schooß der Gegenwart sein Feuer kühlt!