Trau, schau, wem
[803] „Trau, schau, wem!“ (Zu dem Bilde S. 793.) Wenn diese drei Wörtchen schon in der menschlichen Gesellschaft Geltung haben, um wie viel mehr müssen sie erst unter Bestien berechtigt sein, und dazu noch unter Bestien in Ostafrika, wo Kultur und Zahmheit erst ihren Einzug halten sollen! Da ist ja eine nette Gesellschaft am Rande des Dschungels zusammengerathen. Ein junger Löwe, der die Macht seiner Pranken ’mal probiren möchte, ein Kafferbüffel, einer von jener Sippe, die schon so viele Menschenleben und darunter die berühmter Forscher auf dem Gewissen hat, und als drittes im feinen Kollegium das hinterlistige Krokodil! Trau, schau, wem! Wird es wohl zum Kampf kommen? Wer wird Sieger bleiben?
Wir finden die Antwort auf diese Frage in dem interessanten, wenn auch über zehn Jahre alten Werke „Quer durch Afrika“ von Verney Lovett Cameron. Bei Gelegenheit seines Aufenthalts in dem heutigen „Deutsch-Ostafrika“ südlich von Tabora an dem Ngombefluß erzählt er eine „Jagdgeschichte“, welche den trefflichsten Text zu unserem Bilde abgiebt. Sie lautet:
„Während meiner Streifereien bemerkte ich die Ueberreste eines Löwen, eines Büffels und eines Krokodils, die in einem Haufen zusammenlagen, und man erzählte mir über diesen seltsamen Anblick eine merkwürdige Geschichte. Als nämlich einst ein Büffel zur Tränke gekommen, da sei ein Löwe auf ihn gesprungen, beide seien in das Wasser gefallen und da von einem Krokodil ergriffen worden; dieses wurde wieder durch die konvulsivischen Anstrengungen der beiden Thiere sechzig Fuß weit von dem Ufer geschleift, und da war dann das Trio in unlöslicher Vereinigung liegen geblieben.“
So weit der berühmte Reisende Cameron. Und die Moral von der Geschicht’? – Trau, schau, wem! *