Unser Aufsatz „Der Seemannsberuf“

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Unser Aufsatz „Der Seemannsberuf“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 707
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[707] Unser Aufsatz „Der Seemannsberuf“, den wir in Nr. 16 des laufenden Jahrgangs in der Aufsatzfolge „Vor der Berufswahl“ veröffentlicht haben, hat ein so allgemeines Interesse erregt, daß wir gern auf verschiedene Anfragen, die um nähere Ausführung einzelner Angaben baten, hier im Zusammenhang Auskunft erteilen. Die Einstellung der Schiffsjungen in die deutsche Marine erfolgt nach geschehener Anmeldung seitens der Bezirkskommandos, in deren Bezirk die Betreffenden in ihrem Civilleben stehen, bei der Schiffsjungenabteilung in Friedrichsort nur einmal im Jahre, und zwar im April. Die Jungen werden dort eingekleidet und kommen dann sofort nach 10 bis 14 Tagen an Bord eines der 3 Schiffsjungenschulschiffe, von denen je zwei immer im Dienst sind. Je ein Jahrgang kommt auf ein Schiff. So sind in diesem Jahre die neueingestellten Schiffsjungen an Bord S. M. S. „Moltke“ gekommen, und zwar in der Stärke von 250 Köpfen. Da der Etat in diesem Jahre um 100 Jungen vermehrt ist, so sind je 50 Jungen zum erstenmal auch auf die beiden Kadettenschulschiffe „Stosch“ und „Stein“ gekommen. Also auf dem eigentlichen Schiffsjungenschulschiff sind nie mehr als 250 Jungen. An Bord erhalten die Jungen ihre seemännisch-militärische Erziehung und Ausbildung; daneben wird ihnen vom Schiffspfarrer und einem Deckoffizier theoretischer Unterricht erteilt. Die Schiffsjungenschulschiffe bleiben 2 Jahre ununterbrochen im Dienst, die Ausbildungszeit der Schiffsjungen umfaßt volle 2 Jahre. Im Sommer bleiben die Schulschiffe in heimischen Gewässern und treten im Herbst ihre erste Auslandsreise an, die im ersten Jahre das Mittelmeer zum Ziele hat. Im Frühjahr kommen die Schiffe wieder zurück, um während des Sommers wieder in heimischen Gewässern zu bleiben. Im Herbst des zweiten Jahres treten die Schiffe ihre Reise nach Westindien an, von der sie im Frühjahr des nächsten Jahres heimkehren. Die Schiffsjungen werden dann Matrosen, werden vereidigt und den verschiedenen Marineteilen überwiesen, nachdem sie bei den 2 Seebataillonen infanteristisch durchgebildet sind.

Das Schiffsjungen-Institut hat den Zweck, tüchtige Unteroffiziere für unsere Marine heranzubilden. Aus den besten Unteroffizieren rekrutieren sich die Deckoffiziere, eine Charge, die sich mit irgend einer in der Armee kaum vergleichen läßt; es ist eine Charge, die zwischen Feldwebel und Offizier rangiert. Die Deckoffiziere, die sich der Feuerwerkercarriere zugewandt hatten, können Feuerwerks- und Zeugoffiziere werden; diejenigen, welche aus der Torpedo-Abteilung hervorgehen, können Torpedooffiziere werden. Dagegen ist die Zahlmeisterlaufbahn den Unteroffizieren bezw. Deckoffizieren der Marine, welche aus der Schiffsjungenabteilung hervorgegangen sind, verschlossen. Zu den Eintrittsbedingungen für diese Laufbahn gehört vielmehr das Reifezeugnis eines Gymnasiums, Realgymnasiums oder einer Oberrealschule. Junge Leute, die Zahlmeister werden wollen, treten in der kaiserlichen Marine als Einjährig-Freiwillige ein und erhalten dann ihre besondere Vorbildung für ihre spätere Stellung.