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Unser Friede (Fontane)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Unser Friede
Untertitel: Sommer 1844
aus: Gedichte, Seite 325–326
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[325]
Unser Friede.

(Sommer 1844.)

Ein Sommertag, wo man zu tiefer
     Siesta sich verpflichtet hält,
Wo Mücken nur und Ungeziefer
     So recht lebendig in der Welt,

5
Wo giftger Pesthauch auf zum Himmel

     Aus stehenden Gewässern steigt,
In deren Schlamm sich das Gewimmel
     Vielbeinigen Gewürmes zeigt:

Das ist der Friede, der uns schlimmer

10
     Als je ein Krieg zu werden droht,

Der, fiel der Würfel, uns noch immer
     Ein offen Feld für Thaten bot;
Genüßler hegt jetzt uns’re Jugend,
     Und Stockgelehrte allenfalls,

15
Doch jeder Kraft und Männertugend

     Brach dieser Friede längst den Hals.

Doch wird die Sonn’ erst unerträglich,
     Und dörrt den Wald, und sengt die Flur,
Da hilft sich, auf gut-sommertäglich,

20
     Mit einem Schlage die Natur;

Die Donnerwolke blitzt und wettert
     Und nimmt der Luft den giftgen Hauch,
Und wird auch mancher Baum zerschmettert,
     In faule Sümpfe schlägt es auch.

[326]
25
Welch Friede dann, wenn segenstrahlend

     Die Sonn’ im Westen untergeht,
Und dunkle Pupurrosen malend,
     Der Himmel wie in Flammen steht!
Wir baden uns im Hauch der Frische,

30
     Wie neugeboren ist das All,

Und in des Baumes Blätternische
     Schlägt lieblicher die Nachtigall.