Unser Gruß zum 1. Mai
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Unser Gruß zum 1. Mai.
Von all‘ den Festen, die es einst geblendet
Und nur verschärft der alten Ketten Druck,
Hat sich das Volk im Innern abgewendet
Mit einem Ruck,
Weil es die alten, gute Weise singt,
Da hat sich’s einen neuen Text geschrieben,
Der anders klingt.
Doch weiter geht’s, trotz hunderttausend Pfaffen;
Sein eignes Fest hat sich das Volk geschaffen:
Den ersten Mai!
Und wie ein Blitz hat die Idee gezündet,
Die so gewaltig ist, als schlicht sie scheint;
Und sie geeint.
Was keinem Buche tiefdurchdacht gelungen,
Nicht dem lebend‘gen Wort voll Gluth und Kraft ―
Das hat der Arbeit Frühlingsfest erzwungen ―
Vom Südgestad bis zu des Nordlands Riffen
Flog die Idee ein flügelstarker Weih,
Und selbst die müde Dumpfheit hat begriffen
Den ersten Mai!
Nachdem besiegt die erste zage Scheu ―
Ein wunderbares Hochgefühl im Busen,
Das ihnen neu!
Es weicht der Druck, den immerfort empfunden
Es küßt ein goldner Sonnenstrahl für Stunden
Die braune Stirn.
Und ihrer Macht sind inne sie geworden
Und daß die Arbeit unbezwinglich sei,
Am ersten Mai.
Auch die Verzagten lernten wieder hoffen;
Des Festes Losung: der Achtstundentag
Hat darum die Bedrücker auch getroffen
Sie hatten Epigramme erst gekritzelt,
Die höhnisch waren, aber flach und dumm,
Sie hatten erst gespöttelt und gewitzelt ―
Nun sind sie stumm.
Ein Siegfried für den Drachen Tyrannei,
Der Arbeit wimmelnd Volk in allen Landen
Am ersten Mai.
Wohl pochen sie auf ihrer Heere Mannen,
Doch können sie das dumpfe Grau’n nicht bannen,
Das sie beschleicht.
Es fröstelt sie und wie ein banges Ahnen
Hat es an diesem Tag sie angeweht,
Nun abwärts geht.
Der Arbeit Fest, sie müssen’s grimmig hassen;
Ohnmächtig ballt sich ihre Faust beim Schrei,
Der sich elektrisch fortpflanzt durch die Massen
Doch weil es so, weil sie die Fäuste ballen
Und weil es Wermuth träuft in ihren Wein,
Soll dieses Fest das liebste uns von allen
Für immer sein.
Bis zu den Bergen, die den rauhen Fuß
In ewig blauer Fluth des Südens baden,
Ihm unsern Gruß.
Wir feiern es ― es soll die Arbeit ehren,
So thut’s uns wohl ― sie können doch nicht wehren
Dem ersten Mai!
R. L.