Uralter Brauch und Glaube

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Textdaten
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Autor: Franz Weineck
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Titel: Uralter Brauch und Glaube
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 323–324
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[323] Uralter Brauch und Glaube, wie er sich im Volksleben und Volksgemüth unter den späteren Kulturschichten mit wunderbarer Lebenskraft, meist allerdings unverstanden oder gar sinnlos, erhalten hat, geht jetzt mit immer rascheren Schritten dem unvermeidlichen Untergange entgegen.

Davon kann sich jeder ältere Mann überzeugen, wenn er beobachtet, wie dasjenige, was hiervon in seiner Kindheit noch ein wesentliches Stück des Gemüthslebens der Kleinstädter und Landleute ausmachte, heutzutage den jungen Leuten fast ganz unbekannt geworden ist. Die ganz neue Kultur dieser Zeit des Dampfes und der Elektricität zerstört eben bei allen hochgebildeten Völkern mit unerbittlicher Gewalt die Ueberbleibsel der Vorzeit, ebenso wie die in der Erde geborgenen Urnenfelder und Reihengräber, die alten Ringwälle und Schutzburgen, Opfersteine u. dergl. m. Diese und jene sind aber die alleinigen Zeugnisse und Urkunden von dem äußeren und inneren Leben, besonders auch dem religiösen Glauben unseres Volkes in der Urzeit.

Es ist darum ein höchst zeitgemäßes Unternehmen, zwar nicht den oft krassen Aberglauben, aber doch die Kunde von jenen Dingen zu erhalten und zum Verständniß der Vorzeit wissenschaftlich zu verwerthen. Beitragen kann dazu ein jeder, welcher Liebe zum Volke und seiner Eigenart hegt, wenn er, was davon zu seiner Kenntniß kommt, und sei es auch nur die Nachricht, daß es früher einmal bestanden hat, einem sachverständigen Forscher möglichst vollständig mittheilt und für Bewahrung der in Wäldern, Hügeln und Flachgräbern oder sonstwo gefundenen Alterthümer und deren Ablieferung an Museen sorgt.

Zu den für die Erforschung der Urzeit hochbedeutsamen Erscheinungen gehören auch die ursprünglich heiligen Feuer, welche namentlich zu Ostern oder Johanni, doch auch zu Walpurgis und Michaelis, [324] angebrannt werden und mehr noch früher angezündet wurden, sammt den dabei geübten mancherlei Bräuchen und Scherzen, von welchen auch in der „Gartenlaube“ schon mannigfach die Rede gewesen ist.

Um aber über die jetzige oder frühere Verbreitung eines jeden dieser Feuer, seine Stammeszugehörigkeit und Bedeutung zu sicheren Ergebnissen zu kommen, ist es nöthig, aus allen Gegenden Mittheilungen recht vollständig zu sammeln und zu verarbeiten. Da der Unterzeichnete an dieser Arbeit ist, bittet er alle, die ihm dabei freundliche Hilfe leisten wollen, ihre Adresse ihm anzugeben, damit er ihnen einen genauen Fragebogen zuschicken kann, falls sie ihm nicht gleich alles, was sie darüber irgend wissen, schreiben wollen.

Lübben i. d. Lausitz. Dr. F. Weineck.