Uria’s Brief (Gemälde der Dresdener Gallerie)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Adolph Görling
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Uria’s Brief
Untertitel: Von Ferdinand Bol
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
aktuelle Zuschreibung des Bildes: von Jacob Adriaensz. Backer
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Uria’s Letter.     Uria’s Brief.

[302]
Uria’s Brief.
Von Ferdinand Bol.

Mit den einfachsten Mitteln von der Welt zeigt uns der Maler hier eine Begebenheit, wie sie kaum düsterer und verbrecherischer gedacht werden kann. Der König David sieht von dem Dache seines Palastes aus in einem benachbarten Garten ein schönes Weib entkleidet ins Bad steigen und der Anblick wirkt so unwiderstehlich auf den Helden, daß er sich sofort der Schönen bemächtigt. Es war Bathseba, die Mutter des Königs Salomo, welche David ihrem Gemahl, Uria, einem Hethiter, ungetreu gemacht hatte. Uria aber war einer der tapfersten Hauptleute unter dem Feldherrn Davids, dem gewissenlosen, aber siegreichen Joab und kämpfte bei der Belagerung einer Stadt der Ammoniter, die Rabba hieß. David ließ den Uria vom Heer durch Joab zu sich bescheiden und hier wars zu Jerusalem, daß der seinem König mit Leib und Seele ergebene Uria in seiner Liebe zu dem Herrscher so weit ging, unter den Hütten der Leibwache des Königs zu schlafen. Die Bundeslade, die Männer von Israel und Juda bleiben im Gezelte, sagte Uria, und Joab, mein Herr, und meines Herrn Sklaven liegen unter freiem Himmel und ich sollte in mein Haus gehen, daß ich esse und trinke und mich der Liebe meines Weibes erfreue? So wahr Du König lebst und Deine Seele, ich thue das nicht.

Den Mann, welchem der ganze Heerden besitzende Reiche sein einziges Schäfchen geraubt hatte, um dasselbe zu opfern, ließ David einen Brief schreiben an Joab, welcher folgenden grauenhaften Befehl enthielt: Stelle Uria im Gefechte, wo es am härtesten ist und wendet Euch von ihm ab, daß er erschlagen werde und sterbe.

Bol hat den Moment dargestellt, in welchem der, dem Verderben Geweihte, den Unglücksbrief empfängt, den der König zum Zeichen seiner Gnade mit dem goldenen Scepter berührt, indeß der Schreiber des Todesurtheils, die Fahne seiner Feder zerbeißend, gedankenvoll den Kriegsmann anstarrt. Uria richtet auf David einen Blick fast der Anbetung, indeß David, gewaltsam seine Kraft zusammenfassend, das Auge des Armen vermeidet und schon den Augenblick im Geiste vor sich zu sehen scheint, wo Joab, der unfehlbare Vollstrecker von Bluturtheilen, den König und seine Geliebte von dem lästigen Ehemann befreien wird. Dies ist eins der ausdrucksvollsten, vielsagendsten Bilder Bols und dramatischer gehalten, als viele seiner andern Arbeiten. In der Draperie hat der Maler hier eine breite Behandlung eintreten lassen und Zeichnung und Färbung sind gleicher Weise von vollkommenster Reinheit, weshalb man mit Recht den „Uria’s Brief“ als eines der glänzendsten Werke betrachten darf, die Bol geschaffen hat.