Venus Primitiva

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Textdaten
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Autor: Richard Dehmel
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Titel: Venus Primitiva
Untertitel:
aus: Aber die Liebe
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Dr. E. Albert & Co. Separat-Conto
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 205-206
Kurzbeschreibung:
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[205]

 VENUS PRIMITIVA


O daß der Kuß doch ewig dauern möchte,
– starr stand, wie Binsen starr, der Schwarm der Gäste;
der Kuß doch ewig, den ich auf die Rechte,
tanztaumelnd dir auf Hals und Brüste preßte!

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Nein, länger duld’ich nicht dies leere Sehnen,

ich will nicht länger in verzücktem Harme
die liebekranken Glieder Nächtens dehnen;
„O komm, du Weib!“ entbreit’ich meine Arme ...

Oh komm! noch fühlt dich zitternd jeder Sinn,

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vom heißen Duft berauscht aus deinem Kleide,

fühlt wogend glühn, du Flammenkönigin,
im Aschenflor um dich die Kupferseide.

[206] Gieß aus in mich die Schale deiner Glut!
ich dürste nach der Sünde: nach dem Grauen

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vor dieses Feuerregens wilder Brut,

vor diesen Weh’n, die wühlend in mir brauen.

Es schießt die Saat aus ihrem dunklen Schooß,
die lange schmachtend lag in spröder Hülle;
ich will mich lauter blühn, lauter und los

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aus meiner dumpfen Brunst zu Frucht und Fülle!


Satt werden will ich meiner scheuen Lust:
oh komm, du Weib! nimm auf in deine Schale
die Furcht, die Sehnsucht dieser jungen Brust;
noch trank ich nie den Rausch eurer Pokale ...

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Auf Nelkendüften kommt die Nacht gezogen,

o kämst auch Du so süß und so verstohlen:
so mondesweiß dich in die Sammetwogen,
den Purpurflaum der schwärzlichen Violen,

die ich dir streun will, an mich her zu betten,

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daß alle meine Mächte an des Weibes

enthüllten Göttlichkeiten sich entketten,
versink’ich – in den Teppich – deines – Leibes!