Venus Vita
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VENUS VITA
Und einen Feldweg, und um Morgengrauen,
die kahlen Bäume stehen da wie tot,
ich aber wandre, ohne aufzuschauen.
Ich fühle eine Furcht; und Regen droht.
und heute wird kein Morgenrot.
Die Straße teilt sich. In den schwarzen Zweigen
sagt keine Tafel mir die rechte Spur:
soll ich hinunter, soll ich steigen.
rief mich mein Name; aus ersticktem Munde.
Ich horche; Nichts. Im Osten nur
enttaucht ein Licht dem fernen blassen Grunde.
Es ist kein Stern, es schimmert warm und traut,
und wieder hör’ich fern und laut
die bange Stimme meinen Namen rufen;
und mir graut.
Mir scheinen plötzlich diese Ackerhufen
und dieser Pfad, und diese Wurzelstufen?
hinab! – Schon wird der Abhang glatt;
[228] auf Einmal, wie von einem Kinderwagen,
springt mir ein Rad
es springt und rollt den Kiesweg vor mir her,
seh’s Funken schlagen;
mein Schreck, mein Zittern wird Begehr,
ich muß ihm nach, es haben! bis zur Kehle
und immer ruft mich klagend jene Seele
und winkt das Licht,
das Rad – Ich – jetzt: ich greife, fehle,
es ist ein Lichtrad! halt! nach, eh’s zerbricht!
Finger umklammern es, – nein – nicht:
in meiner Hand zerrann es wie ein Schatten ...