Vereinsamt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Bn.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Vereinsamt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 648
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[648] Vereinsamt. (Zu dem Bilde S. 641.) Jugend und Schönheit im Trauergewand rühren jedes Herz. Deshalb folgte wohl schon mancher Blick der jungen Witwe, die ihren Schmerz nicht auf den Boulevards oder in dem Boulogner Wäldchen den Blicken der Tausende preisgiebt, sondern hier auf der Anhöhe hinter Paris, in stilles Sinnen verloren, hinschreitet. Sie scheint fremd in der großen Stadt und in bescheidenen Verhältnissen, das zeigt ihr unbegleitetes Gehen, ihr einfacher Anzug. Dieser hebt aber nur um so mehr die schlanke Gestalt, die stille Anmuth der Gesichtszüge. Zugleich liegt in der ganzen Haltung der jungen Frau eine so ruhige Abwehr, daß nicht leicht ein Dreister sich an sie heranwagen wird. Ganz ohne Beschützer ist sie ja auch nicht – der treue Ami würde gehörig die Zähne zeigen, wenn man sich gegen seine Herrin vergäße!

Wer aber sollte das hier in der einsamen Villenstraße? Das Pärchen links hat keinen Blick für die Tralurnde übrig, die resigniert an ihnen vorüberschreitet, die Arbeiter gehen ihren Geschäften nach, und niemand kümmert sich um die einsame Spaziergängerin. Ringsum rauschen leise die gelben Ahornblätter hernieder, es ist Herbst geworden, die traurige Jahreszeit, wo Schmerzen am schwersten zu tragen sind. Und doch – sollte nicht der jungen Witwe noch einmal ein künftiger Frühling blühen, so gut wie der Herbstlandschaft, durch welche sie schreitet? ...

Dieser Gedanke hat sicherlich den Künstler im stillen beschäftigt, als er das hübsche und stimmungsvolle Bild malte. Bn.