Vergebliche Mühe
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[121] Vergebliche Mühe. – Der Marschall Turenne kränkte einst einen seiner Offiziere, der keine Genugtuung von ihm fordern durfte. Der Beleidigte sann deswegen auf eine andere Gelegenheit, sich wegen des erlittenen Schimpfes zu rächen. Eines Tages erfuhr er, daß der Marschall in einer Mietskutsche über Land fahren würde. Ohne sich lange zu besinnen, nahm er ebenfalls einen Mietskutscher und verabredete mit ihm, daß dieser auf ein gegebenes Zeichen gegen den Wagen des Marschalls fahren und mit dessen Kutscher Händel anfangen sollte. Es geschah auch so. Zuerst beschimpften die Kutscher einander, dann sprang der Offizier aus seinem Wagen und fing an, den fremden Kutscher zu prügeln, denn er glaubte dadurch den Marschall zu bewegen, daß er sich in den Streit mischen sollte, damit er so Gelegenheit fände, ihm die erfahrene Beleidigung heimzuzahlen, indem er sich stellte, als wenn er nicht wüßte, wer der Marschall wäre.
Turenne blieb aber ganz ruhig in seinem Wagen sitzen, als ob ihn die Sache gar nichts anginge. Weil aber der Offizier mit Prügeln gar nicht aufhören wollte, steckte er endlich den Kopf zum Schlage heraus und sagte: „Lieber Oberst, machen Sie sich keine vergebliche Mühe. Eilen Sie aber, daß Sie fertig werden, denn ich bezahle den Wagen stundenweise.“