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Vermißte (Die Gartenlaube 1884)

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Titel: Vermißte
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, 20, 47, S. 243–244, 339, 778
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[243]

Neue Liste der Vermißten.

1) Johann Wilhelm Müller, geboren zu Heerlen 1861. Als Koch im Hotel „Palmengarten“ zu Frankfurt am Main, reiste er im Mai 1882 nach Nürnberg, um in der damaligen Ausstellung daselbst in seinem Fach Stellung zu finden, verließ jedoch Nürnberg schon am 1. Juni wieder, und seitdem sind alle Nachforschungen nach ihm vergeblich gewesen. Die tief betrübten Eltern hoffen auf eine Nachricht.

2) Am 26. März 1866 hat sich Ernst Faßhauer, ehemals Weinwirth in Kassel, von da entfernt, um eine Stelle in Potsdam anzutreten. Es ist sicher, daß derselbe von da nach Berlin übersiedelte, wo er spurlos verschwunden ist.

3) Joseph Weber aus Nußberg bei Ossiach in Kärnthen, geboren am 5. Februar 1855, Buchhändler. Er wollte im März 1881 von Hannover nach Nußberg zurückkehren, um seine Mutter zu besuchen und gleichzeitig dort ihm gehörende Gelder zu erheben. Auf der Hinreise besuchte derselbe seine Schwiegermutter in Schönebeck bei Magdeburg, begab sich dann weiter nach Leipzig und ist von da an jede Spur von ihm verwischt.

4) Der Kaufmann Julius Franz Luft aus Oelsnitz im Vogtlande, war bis Mai 1877 in Wien in Stellung. Er schrieb von dort am 25. Mai an die Seinen, daß er Heimreisen und einige Wochen bei ihnen in Oelsnitz verleben wolle. Mit einem Brief vom 12. Juni sandte er auch mehrere Kisten und Koffer voraus, er selbst wollte die Heimfahrt über Passau einschlagen und sich unterwegs ordentlich umsehen. Er kam jedoch nicht in der Heimath an und fehlt noch bis heute jede Spur über seinen Verbleib. Der Vater ist seitdem aus Gram gestorben, Mutter und Geschwister hoffen aber noch, durch diesen Aufruf wenigstens etwas über sein Schicksal zu erfahren.

[244] 5) Philipp Jost aus Offenbach, Metzger und verheirathet, ging nach Australien, betrieb dort sein Geschäft in Brisbane, dem Hauptorte der Colonie Queensland, gab es aber auf und erwarb sich dort in der Nähe eine Farm. Seit 1878 gab derselbe den Seinen in der Heimath kein Lebenszeichen, und mindestens zehn Briefe kamen als unbestellbar wieder von dort zurück.

6) Der Feldmesser Wilhelm Schüster, geboren zu Dercum bei Köln am Rhein im Jahre 1833, verließ, um Arbeit zu suchen, im Jahre 1870 Breslau, wendete sich nach Hannover und Westfalen und war zuletzt in Lübeck. Im Jahre 1876 verließ er die Stadt, und fehlt von da an jede Spur von ihm. Seine beklagenswerthe Frau, welche frühzeitig von Armuth und Unglück heimgesucht war, hofft auf eine Nachricht von ihrem Manne auf diesem Wege.

7) Martin Bernhard Höfer aus Eisfeld in Thüringen, geboren im Jahre 1853. Derselbe ging im Jahre 1876 als Schuhmacher auf die Wanderschaft, arbeitete zuerst in Mügeln bei Pirna (Sachsen), dann in Burgdorf bei Hannover, woher auch sein letzter Brief datirt. Im Jahre 1880 hat er in Kiel die Manöverübung mitgemacht – aber seine trauernden Eltern seit zweieinhalb Jahren ganz ohne Nachricht gelassen.

8) Der im Jahre 1860 in Hannover geborene Kaufmann Friedrich Eikermann war 1881 in Hamburg, begab sich von dort auf Reisen und schrieb zu Anfang des Jahres 1882 von Penig in Sachsen (aus der Herberge zur Garküche) an seine Eltern. Dieselben antworteten ihm sogleich. Da sich aber der Adressat inzwischen nach Glogau gewendet haben sollte, so kam der Brief wieder zurück. Seitdem haben seine Eltern keine Nachricht von ihm und sind in großer Betrübniß über das Schicksal ihres Sohnes.

9) Der Seemann Adolph Heinrich Wolff aus Kappeln in Schleswig-Holstein, geboren 1829, ist nach Australien gegangen, woselbst er noch im Jahre 1861 in einer Goldmine gearbeitet haben soll. In drei Jahren haben die Seinen nur einen Brief von ihm erhalten. Der Vater ist todt, die Mutter lebt noch, ist fast 90 Jahre alt und hofft noch sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen ihrer Söhne, denn auch ein zweiter, Capitain John Wolff in Portland, hat seit 17 Jahren keine Zeile an seine alte Mutter geschrieben.

10) Johann Karl Zergiebel, geboren 1828 in Miltitz bei Leipzig, ehemals 16 Jahre lang als Plombirer auf dem Magdeburger Bahnhofe beschäftigt, verließ am 30. März 1873 seine Wohnung, um seine in Quasnitz jetzt noch lebende Mutter zu besuchen, ist aber von da an nicht wieder gesehen worden. Seine Familie, welche sich kümmerlich durchhelfen muß, möchte gern wissen, ob der Vater noch am Leben ist.

11) Gottlob Töpfer, geboren 12. November 1858 zu Rockendorf, Kreis Merseburg, arbeitete in Berlin als Bäcker; 1876 ging er nach London, von da nach Australien. Im Jahre 1878 war er in Bathurst. Sein letzter Brief von 1879 datirt aus Manly bei Sidney, wo er Kellner in einem Hôtel war; er gedachte baldigst heimzukehren, doch kam er bis jetzt nicht und sandte auch seiner Mutter kein Lebenszeichen.

12) Karl Koch, Sohn des in Großlinden (Hessen) verstorbenen Pfarrers Koch, früher in Chicago, ging vor circa 10 Jahren von dort nach dem Süden (Brasilien). Sein Curator sucht ihn wegen der Erbtheilung.

13) Wittwe Golze in Brandenburg sucht ihren Sohn Albert Golze, geboren 1858 zu Brandenburg. Zuletzt arbeitete derselbe als Schuhmachergehülfe in Bonn, sandte seiner Mutter dann noch eine Postkarte aus Heidelberg am 11. December 1881, und seitdem fehlt jede Nachricht von ihm. Der betrübten Mutter einzige Hoffnung ist noch die „Gartenlaube“.

14) Von dem Monteur Franz Schmoz, im Jahre 1841 zu Pobershau bei Zöblitz im Königreich Sachsen geboren, ist seit dem Jahre 1874 keine Nachricht in seine Heimath gelangt. Sein letzter Brief ist abgesandt aus der „Hauptwerkstätte der Ungarischen Nord-Ostbahn zu Satovallya-Ujhely, Szemliner Comitat“. Franz Schmoz wird gebeten, seiner Mutter, welche ganz allein ist, mit einer kurzen Nachricht eine große Freude zu bereiten.

15) Der Kaufmann Erdmann Hermann Hartmann, 1851 zu Breslau geboren, war Reisender für eine Tapetenfabrik in Dresden. Im Jahre 1880, 31. August, reiste derselbe, nachdem er sich seinen Militärpaß ausstellen ließ, nach Brüssel, und hat seitdem seiner zurückgelassenen Frau und zwei Kindern keine Nachricht zukommen lassen. Dieselben sind hülflos und in trauriger Lage, und hoffen sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen vom Gatten und Vater. Der Verschollene hat manchmal geäußert, daß er in’s Ausland gehen wolle.

16) Theodor Peschel, Ledergalanterie-Arbeiter, geboren zu Wien im Jahre 1852 und ebendaselbst in Arbeit, ist seit November 1880 verschollen.

17) Ein armer Vater sucht seine verschwundene Tochter, Wilhelmine Wilkens, geboren in Hamburg 1840. Dieselbe war zuletzt im Jahre 1881 bei Pastor Dipmer in Wandsbeck bei Hamburg in Dienst, hat diese Stelle aber verlassen und ließ bis jetzt nichts mehr von sich hören.

18) Otto Lipfert, Gelbgießer aus Leipzig, hat seit dem 28. September 1882 aus Mexico zuletzt an seine hier lebende Frau geschrieben. Später hatte er eine Stellung in Texas.

19) Vermißt wird seit dem Jahre 1882 der Conditor Vincent Nel (auch Nella), ein Italiener, und dessen Frau Katinka, geborene Burmeister, nebst einem Knaben von sieben bis acht Jahren. Der Mann war bis Anfang 1882 in Glasgow beschäftigt, doch kamen an ihn gesandte Briefe von dort zurück. Er soll sich nach Belfast (Irland) begeben haben – doch sind bis jetzt alle Mittel zur Auffindung der Familie vergeblich gewesen.

[339]

Vermißte.

Ehe wir mit dem Abdruck der Vermißten-Liste fortfahren, haben wir eine Bemerkung mitzutheilen, um deren Beachtung wir bitten.

Es muß nämlich wiederholt darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Namen aller in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Vermißten nicht unter „Blätter und Blüthen“ der „Gartenlaube“ veröffentlicht, sondern auf den Umschlägen der für Nordamerika bestimmten Heftausgabe unseres Blattes abgedruckt werden. Bei der großen Auflage derselben finden sie dort eine weite Verbreitung. Außerdem ist die Zahl der in Nordamerika vermißten Deutschen so groß, wie die in der gesammten übrigen Welt. Die Ursache ist eine doppelte: 1) die starke deutsche Bevölkerung der Union und der unaufhörliche Einwanderungsstrom aus Deutschland; 2) aber vor Allem der unausrottbare Leichtsinn in der Behandlung der Briefadressen. Die Mehrzahl unserer Auswanderer ist des Englischen unkundig und bringt in glücklichem Fall die deutsche Volksschulbildung mit hinüber. Schreiben kann wohl Jedes, wenn aber an der ersten festen Heimstätte der Brief an die Verwandten in der alten Heimath geschrieben wird, leiden’s Bequemlichkeit oder Scheu nicht, sich nach der geographischen Bezeichnung des betreffenden Orts genau zu erkundigen, sondern man schreibt den Namen so, wie man ihn aussprechen hört. Daß kein anderes Land der Welt so viele in allen Staaten gleichlautende Ortsnamen hat, weiß man auch nicht, man nennt höchstens den Staat, vergißt aber County und Township anzugeben, und so kommt der Brief nach Deutschland. Die Verwandten, ziemlich auf gleicher Bildungsstufe, malen die wildfremden Namen auf ihren Antwortadressen getreu nach – und schicken nach Amerika einen Brief, der dort so wenig bestellbar ist, als wenn Einer aus Amerika nach Deutschland adressirte: „An Herrn Müller in Neustadt.“ – Der Amerikaner wartet vergeblich auf Antwort und schreibt nicht mehr, und für die Deutschen ist – ein Vermißter fertig. Wir reden aus Erfahrung, uns kommen solche haarsträubende Adressen zu Hunderten in den Bittbriefen wegen amerikanischer Vermißten vor: über die Hälfte der letzteren entsteht auf die angegebene Weise. Wenn unsere Landsleute in Amerika sich bemühen, die Adressen ihrer Briefe richtig zu schreiben, wird die Zahl der Vermißten bedeutend abnehmen.

Fortsetzung der Vermißten von Nr. 14:

20) Wilhelm Friedrich Wegner verließ im Sommer 1857 Riga als Matrose am Bord des Schiffes „Elisabeth von Riga“. Später soll er sich nach Australien eingeschifft haben, und zwar 1858. Indessen haben die Seinen nie wieder etwas von ihm gehört. Seine Mutter lebt noch.

21) Gottfried Franz Krieg aus Hettstädt, Kreis Mansfeld, ist vor vier Jahren auf die Wanderschaft gegangen, und sein Vater hat bis jetzt keine Nachricht von ihm. Derselbe ist sehr betrübt und hofft, daß sein Sohn noch lebt.

22) Ein armer Vater, beinahe 70 Jahre alt, sucht noch immer seinen seit 20 Jahren verschollenen Sohn. Cornelius Rövenstrunk war 19 Jahre alt, als er ging, und ist seitdem spurlos verschwunden. Wenn er noch lebt, soll er seinen Vater, welcher mit Sehnsucht Nachricht erwartet, nicht länger warten lassen.

23) Ferdinand Heinrich Ludwig Mosch, geboren 1835 zu Magdeburg, Maschinenbauer, diente im Jahre 1862 als Pionnier in Mainz. Er war im September desselben Jahres nach Konitz zu seinen Eltern beurlaubt und kehrte nicht wieder in seine Garnison Mainz zurück. Die Nachforschungen der Militärbehörde blieben erfolglos. Vielleicht lebt der Vermißte noch und giebt seiner Mutter baldigst ein Lebenszeichen.

24) Eine Tochter sucht ihren im Jahre 1857 von Ostrowo, Provinz Posen, nach Brasilien ausgewanderten Vater, Ernst Traugott Fiscal. Derselbe schrieb im Jahre 1860, daß er in Bahia in Brasilien in einer Fabrik arbeite. Er war krank, wurde wieder hergestellt, doch fehlt seit dieser Zeit jedes Lebenszeichen von ihm.

25) Der Bau-Unternehmer W. Diebow, aus Trentow in Vorpommern, verheirathet, begab sich im Jahre 1879, angeblich um sein Glück zu versuchen, nach Süddeutschland. Von Regensburg und Passau aus erhielt seine Gattin noch zwei Briefe von ihm, doch nach diesen nichts mehr. Der Vermißte machte im Jahre 1870 und 1871 den Feldzug mit. Die Gattin, welche unterdessen in eine traurige Lage gekommen ist, bittet um Nachricht.

26) August Lehmann, Strumpfwirker aus Belgern bei Torgau, hat sich am zweiten Pfingsttage 1882 aus Delitzsch entfernt, ohne daß seine Frau bis jetzt eine Spur von ihm finden konnte.

27) Bernhard Stephan Klose, geboren zu Oberlogau in Schlesien, Maler, verheirathet, ist seit dem Jahre 1876 verschollen. Seine Geschwister suchen ihn.

28) Jacob Beker aus Heldenbergen, Schneidergeselle, geboren 23. December 1855, ist spurlos verschwunden seit dem 14. Mai 1879.

29) Der Korbmacher Friedrich Wilhelm Gierth, geboren 1837 zu Großnaundorf bei Radeberg, wanderte 1864 nach Amsterdam, 1870 nach London, woselbst er ein Korbgeschäft errichtete. Später wollte er sich nach Brüssel wenden – von da an fehlt aber jede Nachricht über ihn.

30) Franz Theodor Teich aus Nehmitz in Sachsen, der im Jahre 1855 nach Australien reiste und glücklich in Hobarttown landete, wird von seinem Bruder in Leipzig um ein Lebenszeichen gebeten.

31) A. E. Otto Jahn, Mühlen- und Maschinenbautechniker, geboren zu Altenburg, wird wegen Erbtheilung aufgefordert, seinen Aufenthaltsort anzugeben.

32) Wilhelm Kauder hat sich am 8. Juli 1883 aus Glogau und aus dem Elternhause entfernt, ohne daß ein Grund vorliegt, der sein Verschwinden rechtfertigen könnte. Alle Nachforschungen waren bis jetzt erfolglos, seine Eltern bitten um Nachricht.

33) Wilhelm Mais aus Beienheim (Wetterau) ging vor 12 Jahren auf Reisen und hat seitdem nichts von sich hören lassen. Seine Eltern sind indessen gestorben und seine Brüder bitten um ein Zeichen von ihm.

34) Ernst Friedrich Gustav Mühlner, geboren am 27. Februar 1847 in Eutritzsch bei Leipzig, ging im Jahre 1868 unter dem Namen Gustav Weis über Frankreich nach Ostindien, von da zurück nach England, und wollte sich später in Amerika dauernd niederlassen. Seine besorgte Mutter sucht ihn.

35) Otto Böttger, geboren am 23. Juni 1861 zu Schöna bei Schandau, Kaufmannslehrling, verschwand im Jahre 1877 aus Bärenstein bei Annaberg. Im Jahre 1878 schrieb er noch aus Lüneburg, scheint sich wahrscheinlich nach Paris, dem Ziel seiner Sehnsucht, gewendet zu haben. Die Seinen bitten dringend um ein Lebenszeichen.

36) Christian Rump aus Stettin, 1843 geboren, ging im Jahre 1872 von Hamburg als Schiffszimmermann nach Buenos Ayres und hat von da aus nicht wieder geschrieben. Sein Bruder sucht ihn.

37) Franz Schuhmann aus Magdeburg, Schlosser, hat im Jahre 1882, im Juli, Weib und Kind verlassen und seitdem keine Nachricht von sich gegeben. Die Seinen hoffen sehnlichst auf ein Lebenszeichen von dem Gatten und Vater.

38) Stanislas Rosbisbal reiste im Winter 1880 nach Brasilien. In seinem letzten Briefe aus diesem Jahre gab er seine Adresse an. Alle Briefe aber, unter der angegebenen Adresse an ihn gesandt, sind unbeantwortet zurückgekommen.

39) August Prueß, geboren im Jahre 1848, ging im Jahre 1871 als Schiffszimmermann von Hamburg nach England, um dann nach Brasilien zu gehen. Von Lima aus hat er die letzten Nachrichten gegeben, und ist seitdem für seine Eltern und Geschwister verschollen.

[778] 40) Trotz aller Anstrengungen ist es bisher nicht gelungen, den seit 14. September 1882 verschwundenen Kaufmann Wilhelm Terjung aus Mülheim an der Ruhr aufzufinden. Er litt zuweilen an Geistesschwäche. Sollte er noch leben und, wie man annimmt, sich im Ausland aufhalten, so wird gebeten, seine Adresse an die Redaction der „Gartenlaube“ einzusenden. Beschreibung: Alter, 30 Jahre; Statur, mittel; Haare, blond; Augen, blaugrau; Nase und Mund, gewöhnlich; Bart, dunkler Vollbart; besondere Kennzeichen nicht vorhanden.

41) Die Wittwe Helene Juliane Olliof (russisch Helene Martinofna), geboren in Reval im Esthnischen Gouvernement, über 40 Jahre alt, seit 1873 in St. Petersburg wohnhaft gewesen, wird behufs freudiger und wichtiger Mittheilungen gebeten, ihre Adresse an die Redaction der „Gartenlaube einzusenden.

42) Franz August Baldamus, geboren zu Gröbern bei Leipzig, 21. August 1853, Sattler – ging 1871 als Geselle in die Fremde. Die letzte Nachricht kam aus Pest (Ungarn) 1873, in welcher er sagte, daß er wegen seiner Stellung zum Militär wieder nach Deutschland zurückkehren wolle. Er wurde 1873 von der Militärbehörde dreimal öffentlich aufgerufen, aber ohne Erfolg. Die Seinen bitten um Nachricht.

43) Der Seifensieder Friedrich Rath, geboren zu Boppard (Rhein) 1850, ist im Juli 1868 mit einem Paß von Bremen aus in einen andern Welttheil ausgewandert und hat seit dieser Zeit nichts von sich hören lassen. Er wird Familienverhältnisse halber gesucht.

44) Friedrich Otto Götze aus Plagwitz bei Leipzig, Fleischer, 30 Jahre alt, ging vor 13 Jahren in die Fremde, war in Berlin und Ungarn; seine Schwester sucht ihn.

45) Der Seemann Moritz Albrecht, geboren zu Altenburg 1862, ging vor 3½ Jahren mit einem englischen Schiff zur See. Dasselbe soll verschollen sein, doch hoffen die betrübten Eltern noch auf ein Auffinden ihres Sohnes auf diesem Wege.

46) Der Schuhmacher Karl Christian Heinrich Thiele, geboren im Jahre 1826 zu Wittenberg, schrieb im Jahre 1870 zum letzten Mal von Kyritz in der Priegnitz. Auguste Thiele, verehelichte Reinicke, ging im Frühjahr 1871 nach Detroit im Staate Michigan, Nordamerika, mit Familie, gab bis jetzt keine Nachricht. Beide werden von den Geschwistern gesucht.

47) Der Buchbindergehülfe Julius Dubois wird dringend ersucht, von seinem jetzigen Aufenthalt seinem Halbbruder Max Nachricht zu geben, da ihm wichtige Mittheilungen, seine Zukunft betreffend, zu machen sind.

48) Frau Marie Beker, geborne Weidel, aus Dessau, ist seit mehreren Jahren verschwunden. Dieselbe war zuletzt in Nauen bei Berlin Cigarrenmacherin. Sie wird durch ihre alte Mutter an ihre Pflicht gemahnt.

49) Der Schriftsetzer Karl Kegler ist seit längerer Zeit verschollen; seine bekümmerte Frau hofft, daß er vielleicht doch noch lebt, und hat ihre ganze Hoffnung auf diesen Aufruf gesetzt.

50) Waisen gesucht. Ein im amerikanischen Freiheitskrieg gebliebener Friedrich Wilhelm Hoyer aus Kranichfeld in Thüringen hinterließ eine Frau nebst mehreren Kindern, deren Aufenthaltsort unbekannt ist. Den Kindern steht eine kleine Erbschaft bevor.

51) Der Drahtzieher bez. Fabrikarbeiter Max Brinkmann hielt sich Ende 1880 oder Anfang 1881 in Speier auf, und zwar als Kranker im dortigen Krankenhause. Seitdem ist jede Kunde von ihm ausgeblieben. Seine Mutter, krank und elend, sehnt sich sehr nach ihrem Sohne und bittet ihn, zu ihr zurückzukehren oder doch Nachricht zu geben.

52) Eine arme 62jährige Wittwe Motz in Guben in der Lausitz, welche sich und ihre sechs Kinder von ihrer Hände Arbeit ernähren mußte, da ihr Mann arbeitsscheu und leichtsinnig war, und die sich, trotz ihrer blöden Augen und körperlichen Schwäche, noch heute allein durchhelfen muß, möchte gern von ihren vor vier bis sechs Jahren in die Fremde gegangenen Söhnen etwas hören. August Motz, Maurer, Adolf Motz, Vergolder, und Otto Motz, Lackirer, versprachen bei ihrem Weggange, ab und zu eine kleine Unterstützung zu senden. Bis jetzt hat die Mutter noch nicht einmal eine Nachricht erhalten von ihren Söhnen. – „Warum schreibt Ihr Eurer Mutter nicht? Habt Ihr vergessen, daß sie es war, die Euch den ersten Schritt gelehrt?“ So ruft die arme Frau aus.

53) Der Apotheker Th. Pusch aus Marienwerder ist im Juli 1883 nach Berlin gereist und nach mehrtägigem Aufenthalt im Centralhôtel daselbst mit Hinterlassung eines Theils seiner Effecten spurlos verschwunden. Alle in der Vermuthung eines Unglücksfalls angestellten Nachforschungen sind ohne Erfolg geblieben.

54) Seit 7. Mai spurlos verschwunden ist Franz Josef Ludwig Geßner aus Homburg v. d. Höhe. Derselbe ist 29 Jahre alt, von mittlerer Statur, dunkelblond, leidenschaftlicher Jäger, hatte bei seinem Fortgehen eine neue Jagdflinte und an baarem Gelde zwischen 44,000 und 50,000 Mark bei sich, reist ohne Paß. Die unglückliche Ehefrau hat alle deutschen Botschaften und obrigkeitlichen Behörden vergeblich in Bewegung gesetzt, um eine Spur ihres Mannes zu finden. „Meine Haare sind weiß geworden, die schlaflosen Nächte sind schrecklich!“ schreibt uns die Verlassene und bittet Alle dringend, die etwas über den Verbleib ihres Mannes wissen, es sofort uns mitzutheilen.

55) Der Matrose Friedrich Mayer, geboren zu Schnmiedeberg in Schlesien am 19. Januar 1857, ging, nach mancher glücklichen Fahrt, am 3. September 1876 von Stettin aus mit dem Schiffe „Julien Hayn“ zur See. In Bristol verließ die Mannschaft das Schiff, und seitdem hat der sonst stets gewissenhaft den Seinen schreibende Sohn keine Nachricht mehr von sich gegeben.

56) Luigi Ferrario, Kaufmann und Goldarbeiter, im Lombardischen geboren, wird seit 1882 vermißt und von seiner ganzen Familie schmerzlich ersehnt. Er soll sich in England oder Amerika aufhalten. Sein greiser Vater ist sogar erbötig, eine Nachricht, die das Wiederfinden des Vermißten sichert, mit 1000 Franken zu honoriren. Die Adresse des Vaters theilt die „Gartenlaube“ mit.