Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs/§.25

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Textdaten
Autor: Johann Christoph Harenberg
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Titel: Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs ...
Untertitel: §.25 - Ingleichen die Beerwölfe.
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Erscheinungsdatum: 1733
Verlag: Johann Christoph Meißner
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Erscheinungsort: Wolfenbüttel
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Quelle: Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums bzw. bei Commons
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§. XXV.

[93] Was soll ich sagen von den Wehr-Wölfen? Die gantze Sache lauft auf eine krancke Einbildung[1] hinaus. Albertus, Hertzog in Preussen, setzte einen Menschen, den die Bauren als einen Wehr-Wolf und Zerreisser der Last-Thiere vors Gerichte brachten, gefangen, und lies durch gescheute Leute Achtung geben, ob er jemahls in einem Wolf verwandelt würde. Der Gefangene läugnete nicht, daß er jährlich um Weyhnachten und um das Johannis-Fest wild würde, mit grossen Schmertzen Wolfs-Haare bekäme, und Lust hätte an der Zerreissung der Menschen und Thiere. Allein ohngeachtet der Gefangene zu besagten Zeiten zu schaudern anfieng, und in der Meynung stund, als ob er in einen Wolf verwandelt würde, so haben dennoch alle Umstehende angemercket, daß dieses lediglich in der Einbildung [94] bestünde. PHILIPPUS CAMERARIUS, der dieses aus dem Bericht des gelehrten Poeten Georgii Sabini beybringet, (f)[2] setzet hinzu: Unde constat, ea, quae de ambiguis lupis narrantur, esse falsa, utpote quae homines mente capti sibi imaginantur. IOHANN WEBSTER in der Untersuchung der vermeynten Hexerey, erzehlt gar viele Geschichte von gleichem Innhalt. Neulich wollte einer von den Schwärmern zu Hartzburg am Himmelfahrts-Tage gen Himmel fahren, und stieg deswegen oben auf einen Kirsch-Baum, breitete die Hände aus, und flog schon in seiner Einbildung. Aber er fiel augenblicklich zur Erde, und fiel sich zu Schanden. Daß die Circe vor Zeiten durch allerley Kräuter die Menschen in Thiere verwandelt habe, besagen die alten Historien-Schreiber und Poeten. Man kan die gantze Sache nicht unter die Gedichte rechnen. Jedoch ist auch dieses ausser Zweiffel, daß die Einbildung durch die Kräuter verdorben sey, und diejenige, so davon genossen, ihnen eingebildet, als ob sie Thiere wären. Mit dergleichen Kranckheit ist auch Nebucadnezar behaftet gewesen. Die alten mordlichen Völcker trugen statt der Kleidung die Felle der Thiere, und jagten andere ein Schrecken ein durch die äusserliche Bedeckungen, welche sie von dem grausamsten Thieren hergenommen. (g)[3] Einige assen die Eingeweide und das Gehirn der [95] Wölfe, nahmen hernach eine Kräuter-Salbe zu sich, banden einen Riemen aus einer Wolfs-Haut um sich, und meinten ferner, daß sie in Wölfe verwandelt wären, und also Menschen so wohl als auch die Thiere[4] anfallen müsten. Vor einigen Jahren hatte ein böser Mensch ein gantzes Wolfs-Fell um sich fest gemacht, und die Amts-Schäferey nebst vorhergegangenen Geheule angefallen. Einige Schaafe hatte er getödtet: Die übrigen waren vor Angst und heftiger Drückung grossentheils verdorben. Die Herrn Prediger eines Theils schrieben diesen Zufall dem Satan zu, der sich in Wolfs-Gestalt sehen lassen. Verständige Leute trugen Bedencken, dem Satan solche Gewalt einzuräumen, weil die Verwandelung des Wassers in Wein ein Wunder-Werck ist, wie vielmehr die Verwandelung der Elemente in eine Wolfs-Gestalt. Man pflegt zwar zu sagen, es erscheine die Gestalt eines Wolfes, ob wohl keiner zugegen sey. Aber man beliebe zu erwegen, daß eine solche Rührung der Augen ohne äusserlicher Gestalt eines von den grösten Wunderwercken sey. Dieses siehet man aus den Geschichten der Evangelisten. Christus hielt die Augen der Emauntischen Jünger, daß sie nicht seine, sondern eines andern frembden Menschen Gestalt, auf eine Zeit sahen. Er gieng einsmahls mitten durch seine Feinde hinweg, also, daß sie nicht merckten, wohin er kam.


  1. [WS: Satzfehler korrigiert, im Druck: „Einbil-bildung“]
  2. (f) In Operis horarum subsecivatum Centur. I, c. 72. p. 327. ed. Francofurti 4. 1602.
  3. (g) CAESAR de B. G. L. IV. c. I. L. V. c. 14. TACITVS de Germ. c. 17. MELA L. III. c. 3.
  4. [WS: Satzfehler berichtigt, im Druck: „Thüre“]