Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs/§.41

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Textdaten
Autor: Johann Christoph Harenberg
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Titel: Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs ...
Untertitel: §.41 - Wie weit die Erfahrung anzunehmen, wenn sie sich auf Wunderwercke gründet.
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Erscheinungsdatum: 1733
Verlag: Johann Christoph Meißner
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Erscheinungsort: Wolfenbüttel
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Quelle: Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums bzw. bei Commons
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§. XLI.

[125] Es ist 2) auch nicht erlaubt, sich auf eine Erfahrung zu beruffen, welche ein Wunderwerck zum Grunde setzt, wenn entweder die Begebenheit zur Befestigung der Göttlichen Wahrheit und sonderbahrer Providentz über die Gläubigen nichts beyträgt, oder die wahrgenommene Sache den göttlichen Eigenschaften wiederspricht und dennoch die Kräfte der erschaffenen Geister übersteiget. Die höchsten Wunder-Wercke sind dem grösten GOtte allein zuzueignen, weil sie eine Aufhebung des Laufs der Natur, welchen GOtt so wohl allmächtiglich als auch weislich geordnet hat, voraus setzen. Denn wer kann den gantzen Lauf der Natur oder dessen wesentliche Theile aufheben? Es ist dazu eine Allmacht nöhtig, welche niemand als GOtt besitzt. Gesetzt auch, daß dazu nicht durchgehends eine Allmacht erfordert würde, so würde sich doch GOtt von seiner höchsten und vollkommensten Absicht, welche er seinen Wercken, so er in dem Laufe der Natur geordnet hat, vorgesteckt, nicht abtreiben lassen. Denn warum wollten wir sagen, daß GOtt seine Absicht nicht erhalten könne, oder nicht erhalten wolle? [126] Das erste wäre ein Zeichen einer Schwachheit; das andere wäre ein Merckmahl der hindangesetzten Weisheit und Güte. Aus dieser Uhrsache hat GOTT der HERR diejenige Wahrheit, durch welche wir in ihm glückseelig werden können, mit den höchsten Wunder-Wercken bestätigt, und mit denselben, als mit einem lautbahren creditiv, die Bohten, so diese Wahrheit zuerst verkündigt oder aus der Finsternis wiederum auf den Leuchter gesetzet haben, kräftiglich versehen. Insgemein sind diese Bohten mit ausnehmender Heiligkeit ausgerüstet gewesen, damit die Menschen destoweniger an der Persohn, so den Vortrag gethan, ein Aergernis nehmen mögten. Zuweilen aber ist auch bösen Menschen dieses creditiv auf gewisse Fälle gegeben, Matth. VII. 22.[1] XII. 27.[2] I. Cor. XIII. 1. 2.[3] damit man nicht sowohl auf den Bohten, als lediglich auf den Willen des Ober-Herrn, zu sehen hätte. Die meisten Lebens-Beschreibungen der Heiligen, ausser den biblischen, sind mir verdächtig, weil sie mit Wunder-Wercken erfüllet sind, wo man keinen wichtigen Grund dazu antreffen kann. Man könnte daher eine fügliche Abhandlung aufsetzen, so den Nahmen der falsch-berühmten und geistlosen Windmacherey führen müste. Jedennoch gebe ich auch zu, daß es auch Englische Wunder-Wercke gebe, welche von den Kräften der erschaffenen Geister herrühren. Die Erscheinung der guten Engel rechne ich hieher, die Abweltzung des Steins von dem Grabe Christi, die Erschlagung des Hoffärtigen Herodis, Act. XII.[4] u. s. f. Die Wunder-Wercke der guten [127] Engel dienen zur Anzeigung der göttlichen Providentz, sonderlich gegen die Frommen. Die Wunder-Wercke der bösen Geister sind vermuthlich von geringern Kräften, und haben die Verführung und Plagung der im Guten noch nicht befestigten Menschen zu ihrem Endzweck. Allein man muß die Wunder-Wercke GOttes den bösen Geistern nicht zuschreiben, wie einige thun, welche dem Satan die Gewalt über den Circul des beweglichen Geblühts der Menschen, die Gewalt über Tod und Leben, die Gabe der Sprachen und Gesundmachung, die Kraft der Verwandelung der Menschen in Thiere, und so ferner, beymessen. Es ist kein zulänglicher Grund bishero beygebracht worden, warum GOtt durch ein Wunderwerck den einen Menschen abgewürget, und dessen Bluht in eines andern todten Leichnahm und ins Grab überbracht habe. Den Würckungen der guten Engel mag man dergleichen Bluhtsaugungen nicht zumuthen. Die bösen Engel aber dürfen sich an das Leben der Menschen nicht wagen, weil solches in ihrer Gewalt nicht stehet. Die Todten mag auch der Satan nicht in der Unverweßlichkeit erhalten, weil dieses, wie wir aus der Historie von der Auferstehung CHristi wissen, zu den höchsten Wunder-Wercken GOttes gehöret.


  1. Matthäus 7, 22
  2. Matthäus 12, 27
  3. 1. Korinther 13, 1.2
  4. Apostelgeschichte 12, 21–23