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Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen/T1H2A6 Anschlag

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Fünfte Abtheilung. Von dem Mordenten Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen – Erster Theil (1759) von Carl Philipp Emanuel Bach
Sechste Abtheilung. Von dem Anschlage
Siebente Abtheilung. Von den Schleifern


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Sechste Abtheilung.
Von dem Anschlage.


 §. 1.  Wenn man statt einen Ton simpel anzugeben, die vorige Note noch einmahl wiederhohlet, und alsdenn mit einer Secunde von oben in die folgende herunter geht; oder wenn man statt diese vorhergehende Note zu wiederholen, die Untersecunde von der folgenden zuerst anschläget, und darauf mit der Secunde von oben in dieselbe geht: so nennet man dieses den Anschlag.

 §. 2.  Wir werden diese Manier aus der Tab. VI. Fig. LXXX. befindlichen Abbildung deutlicher kennen lernen, vermöge welcher wir sehen, daß sie auf zweyerley Art vorkommt.

 §. 3.  Der Vortrag von diesen Nötgen ist im erstern Falle nicht so hurtig als im zweyten, allezeit aber werden sie schwächer als die Haupt-Note gespielt Fig. LXXXI. Der Gesang wird durch diese Manier gefällig, indem die Noten theils gut zusammen gehängt, theils auch einigermaassen ausgefüllt werden.

 §. 4.  Bey der letzten Art findet oft ein Punckt zwischen den beyden kleinen Nötgen statt, die erstere hingegen leidet keine Veränderung, sie wird nur bey gemäßigter Zeit-Maasse[WS 1] gebraucht, wenn die folgende Note in die Höhe springt. Bey Fig. LXXXII. finden wir einige Fälle abgebildet.

 §. 5.  Der Anschlag, wenn durch die kleinen Nötgen die Secunde darüber oder darunter von der folgenden Note vorhero zum Gehör kommt, kan wegen der Geschwindigkeit dieser Nötgen auch in geschwinderer Zeit-Maasse gebraucht werden. Bey Fig. LXXXIII. befindet sich ein Exempel, welches uns den eigentlichen [92] Sitz dieses Anschlages zeiget, indem keine andere Manier statt dessen geschicklich angebracht werden kan. Dieses Exempel mit derselben Ausführung gilt nur so lange, als man es nicht langsamer als Andante spielt, ob es wohl in der Hurtigkeit zunehmen kan.

 §. 6.  Ausser diesem Falle kan der Anschlag mit dem Tertien-Sprunge bey allen unter Fig. LXXXII. befindlichen Exempeln ebenfalls statt haben. Man findet ihn auch bey eintzeln Noten zwischen Pausen Fig. LXXXIV. (a), und bey der Wiederholung eines Tones vor einer fallenden Secunde (b). Bey dieser Wiederholung vor dem herunter steigenden Intervall ist er natürlicher als der Doppelschlag, so wie dieser besser thut vor einer steigenden Secunde (*). Hiernächst kan der Anschlag in langsamen Tempo auch sehr wohl gebraucht werden, indem er das Dissonirende der überflüßigen Secunde besser vermindert als der Doppelschlag (c). Man braucht ihn ferner vor einer steigenden Secunde (d) und Septime (e), ingleichen vor einem Vorschlage vor einer fallenden Secunde (f). Man mercke überhaupt, daß der Anschlag besser thut, wenn nachhero die Melodie fällt, als wenn sie steigt; blos die Wiederholung einer mit dem Anschlage verzierten Note und ein langsames Tempo können hierinnen eine Ausnahme machen (g).

 §. 7.  Der Anschlag mit dem Punckte wird entweder durch einen Vorschlag von unten, oder durch die bey Fig. LXXXV. befindliche Vorstellung angedeutet. Er wird auf verschiedene Arten in den Tackt eingetheilet. In den Probe-Stücken habe ich dieses allezeit deutlich ausgedruckt. Der folgenden Note wird so viel von ihrer Geltung abgezogen, als dieser Anschlag beträgt.

 §. 8.  Dieser Anschlag kommt in geschwinden Sachen niemahls vor. Er wird mit Nutzen bey affectuösen Stellen gebraucht. [93] Sein Sitz ist theils bey einer wiederholten (a), theils bey einer um eine Secunde gestiegenen Note (b), welche in beyden Fällen hernach entweder durch einen Vorschlag (b), oder ohne denselben (a) herunter steigen muß. Das Exempel (a) ist oft im Adagio ein Einschnitt. Das Tab. IV. Fig. XI. mit einem (*) bezeichnete Exempel verträgt wegen der langen Note f diesen Anschlag eher als einen blossen Vorschlag. Die Ausführung hiervon sehen wir Tab. VI. Fig. LXXXV. (c).}}

 §. 9.  Man kan wegen des Anbringens dieser Manier nicht leicht fehlen, so bald man ihren Ursprung erweget. Wenn eine Note durch einen veränderlichen Vorschlag von unten um eine Secunde hinauf gehet, Fig. LXXXVI. (a), und, ehe die folgende Note angeschlagen wird, ein neuer kurtzer Vorschlag von oben darzu kommt (b), so entstehet zwischen diesen zwey Vorschlägen ein Punckt und folglich unsere Manier (c). Nur ist die Nothwendigkeit darbey, daß nachher eine oder mehrere Noten herunter steigen müssen.

 §. 10.  Bey dem Vortrage dieses Anschlags ist zu mercken, daß die erste kleine Note vor dem Punckte jederzeit starck und die andere mit der Haupt-Note schwach angeschlagen werden. Die letzte kleine Note wird so kurtz als möglich an die Haupt-Note gehängt und alle drey werden geschleift.

 §. 11.  Bey Fig. LXXXVII. sehen wir noch mehrere Exempel mit ihrer Ausführung. Bey der Andeutung dieser Manier habe ich mit Fleiß die Art, um sie kennen zu lernen, beybehalten, vermöge welcher man diese Manier durch einen blossen Vorschlag nicht deutlich genug andeutet. Je mehr Affect der Gedancke enthält und je langsamer das Tempo ist, desto länger hält man den Punckt, wie wir unter dieser Figur bey NB. sehen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Maaße – Bach unterscheidet in 75 Fällen genau zwischen Maaß und Maasse (Singular vs. Plural), die zwei vorhanden Abweichungen werden daher als Druckfehler angesehen.
Fünfte Abtheilung. Von dem Mordenten Nach oben Siebente Abtheilung. Von den Schleifern
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