Vogtländerin
[500] Vogtländerin. (Mit Illustration S. 493.) Zu denjenigen mitteldeutschen Volkstrachten, die der alles gleichmachende Zug der Zeit immer mehr und mehr verschwinden läßt, gehört auch die des Vogtlandes, jenes Landstriches zwischen der Eger, Saale und Elster, der, so rauh er dem Fremden auch scheinen mag, doch schön genug ist, um unter den Landeskindern eine sprichwörtlich gewordene Heimathsliebe hervorzurufen. Bauer und Bauerdirne haben indeß längst gelernt, sich städtisch zu tragen; sie haben die alte Tracht meistens abgestreift, und nur die bejahrtere Bäuerin hat ihre Anhänglichkeit an dieselbe bewahrt, obschon diese Tracht auch für jugendliche Gestalten sehr kleidsam war. Das zeigt unser Bild: die kleine Dirne, die mit einer Schüssel voll „Grüngeniffter“ (rohe Kartoffelklöße, das Leibgericht der Vogtländer und Thüringer) zur Thür hereintritt, lacht ganz seelenvergnügt aus ihrer „Buckelhaube“ hervor, dem Prachtstück ihrer vogtländischen Toilette. In Form eines Kegels, dessen abgestumpftes Ende der mit allerlei goldglitzerndem Flitterwerk in oft ganz eigenartigen Verzierungen ausstaffirte „Haubenfleck“ krönt, sitzt sie auf dem Hinterhaupt und wird von einem buntschillernden Seidentuch, das über der Stirn zur Schleife geknüpft ist, umschlungen. Das Gesicht umrahmt ein schwarzer Spitzenbehang, während am hintern Ende breite schwarze Seidenbänder niederhängen. Das dicke, mit engen, an den Achseln aufgebauschten Aermeln versehene Mieder, auch „Spenzer“ genannt, der weite Rock mit der ihn fast ganz bedeckenden grünseidenen Schürze und das buntgeblümte Halstuch vervollständigen die hübsche Tracht, die leider! allmählich verschwindet.