Voltaire in Pommern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Voltaire in Pommern
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 136–137, 148
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[136–137]

Voltaire in Pommern.
Nach einer Zeichnung von R. Warthmüller.

[148] Voltaire in Pommern. (Zu dem Bilde S. 136 u. 137.) Es ist bekannt, wie eng die Beziehungen waren, welche den Kronprinzen und späteren König Friedrich den Großen von Preußen mit dem französischen Philosophen Voltaire verbanden. Trotzdem dies Verhältniß mehrfach aus den Fugen ging, wurde es doch immer wieder eingerenkt. Voltaire war zweimal, in den Jahren 1740 und 1743, zum Besuche in Sanssouci und lebte dann von 1750 ab drei Jahre lang dort, mit dem Kammerherrnschlüssel, dem Orden pour le mérite und einem Gehalt von 20 000 Franken ausgezeichnet. Schließlich kam es aber doch wieder zum Bruche und zur Verhaftung Voltaires in Frankfurt unter der Beschuldigung, daß er dem Könige Papiere mit Gedichten entwendet habe. Der Dichter hatte nur zu sehr frühere Urtheile des Königs über ihn bestätigt: „Der Mann ist nur gut, ihn zu lesen, aber sein Umgang ist zu gefährlich.“ „Voltaire ist seinem Geiste nach ein Gott, seiner Gesinnung nach ein Schuft.“ Am wegwerfendsten, aber auch am schärfsten treffend ist die Aeußerung des Königs: „Voltaire hat die Gewandtheit und Bosheit eines Affen.“

War dieser Ausspruch des Königs auch in seine weitere Umgebung gedrungen oder verglich diese auf eigene Faust den mißliebigen Philosophen mit jenem Tropenbewohner – kurz, man erzählt, ein Page, der sich für die Bezeichnung als „pommersche Bestie“ an Voltaire rächen wollte, habe auf einer gemeinschaftlichen Reise des Königs und Voltaires durch Pommern diesen, der in seinem Wagen hinterdrein fuhr, für den Affen des Königs ausgegeben. Das abschreckend häßliche Gesicht des Fremdlings verlieh dieser boshaften Ausstreuung die nöthige Unterstützung, und so geschah’s, daß der verwöhnte Liebling des Fürsten von den pommerschen Bauern thatsächlich für einen leibhaftigen Affen genommen wurde.

Wir sehen auf unserem Bilde, wie er sich zornig mit geballter Faust aus dem Wagenfenster lehnt, während er der Dorfbevölkerung wie ein seltenes Thier in einem Menageriekäfig erscheint. Die einen betrachten ihn neugierig, die anderen lachen über seine sonderbaren Grimassen und suchen ihn noch mehr zu reizen, was ihnen ohne Zweifel auch gelungen ist. †