Vom großen Faß zu Salmannsweiler
Duplex gab’s in Salmannsweiler!
Reh’, Fasanen, Lachs und Keiler
Schmaust die fromme Reichsabtei:
„Vivat hoch dem gnäd’gen Abte!“
Trank zwei Fuder Weins und drei.
Volle Kannen, volle Züge!
Jedem Pater zur Genüge
Sprudelt heut das goldne Naß;
Angefüllt mit Muskateller,
Fertig stand das Riesenfaß.
Baß der Küperkunst erfahren,
Hat daran gebaut seit Jahren
Losgelassen sind die Geister;
„Hoch der weise Kellermeister!“
Schallt’s im Refektorio.
„Heil, wer solch ein Werk ersonnen,
Gott dem Herrn zu Preis und Ehr’!“
Feurig klang’s aus Aller Munde;
Kaum gefüllet, durch die Runde
Waren alle Krüge leer.
Näselt weindurchglüht ein feister
Mönch und bringt ein mächtig Glas.
Schwere Zungen, schwere Glieder;
Einer sinkt zum Andern nieder,
Bodenlos nur war ein Frater,
Krug für Krug ausstützen that er,
Und verschlang den letzten Lachs.
Schlau an Meisters Seite rückt er,
In gestohlnes Kirchenwachs.
Sanft entschlafen liegen Alle;
Erst beim Morgenhoraschalle
Reißt von ihrem Blick der Flor.
Die ehrwürd’gen Väter wallen.
„Miserere!“ hallt’s vom Chor.
Edler Labehort im Keller!
Wunderfaß voll Muskateller,
Aber selig, wem voll Wonnen
Täglich strömt dein Zauberbronnen,
Wer zu dir den Schlüssel hat!
Sel’ger, bodenloser Bruder!
Floßen deinem Durste da!
Nächtlich, wenn die Mönchlein schnarchen,
Sitzt er vor der Weines-Archen,
Liegt er da in Gloria.
Während Alle schon zu Bette,
Schleicht zum Faß er unverweilt.
Aber ach! zur Qual dem Kunden,
War der Hahnen draus verschwunden,
Welch ein Seufzen, welch ein Bangen!
Ach! wie brennt er vor Verlangen –
Sieh da, eine Leiter winkt.
Stracks erklimmt er ihre Sprossen,
Drinn der Feuernektar blinkt.
Bäuchlings streckt er nun die Glieder
Auf des Fasses Wölbung nieder,
Wie der Vampyr lechzt nach Blut;
Saugend in die durst’ge Leber
Blüthenhauchumwallte Fluth.
Ha, wie saugt er, ha, wie schnaubt er!
Immer tiefer senkt das Haubt er
Selig aus die Arme breitend –
Aber, ach! dem Rand entgleitend,
Stürzt er in des Fasses Meer.
Lange hielt dafür der Orden,
Bis der Kellermeister starb,
Offenbarend dem Konvente,
Als er nahm die Sakramente,
Wie der Arme einst verdarb.
Lauschen schaudernd seinem Munde:
„Heimlich hab’ ich ihn verscharrt,
Unsers Kellers Ehr’ zu wahren
Und den edlen Wein zu sparen …“
Unentdecket blieb die Leiche.
Nachts im Keller, sagt man, schleiche
Nun der Meister auf und ab,
Nie der Strafe Last entbunden,
Auf geweihter Statt ein Grab.