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Von der Burg zu Boxberg

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Von der Burg zu Boxberg
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 615–616
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[615]
Von der Burg zu Boxberg.
(Aus Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)

1. Auf diesem Bergschloß lebte vor Zeiten eine Freifrau von Rosenberg, welche den Armen viel Gutes that. Um dies vor ihrem Gemahle zu verbergen, unternahm sie manche heimliche Gänge, welche der Ritter doch zuletzt merkte und daraus Verdacht schöpfte, sie sey ihm untreu und stehle sich zu einem Buhlen. Er schlich ihr daher, als sie wieder so weggegangen war, mit einem Beile nach, um ihr, wenn er sie schuldig erfände, auf frischer That das Leben zu nehmen. Am Burggraben aber fand er sie, beschäftigt, unter die Armen, welche dort schanzen mußten, aus einem Korbe Brod und Wein zu vertheilen. Da sah er reuig seinen Irrthum ein, und lebte fortan [616] mit seiner Frau in ungestörter Einigkeit und Liebe. Beide sind auf dem Schlosse in Lebensgröße ausgehauen; er mit dem Beile, womit er seine Gattin tödten wollte, und sie mit dem Korbe, woraus sie Brod und Wein vertheilt.


2. Als einst die Burg belagert wurde, bat ein Knecht der Besatzung um die Erlaubniß, dem feindlichen Anführer, welcher jenseits der Umpfer, auf dem Berge dem Schlosse gegenüber, sich zeigte, den Hut vom Kopfe herunterzuschießen, jedoch ohne den Mann selbst zu verletzen. Als ihm der Burgherr diese Bitte gewährte, schoß der Knecht mit seiner Armbrust zweimal über das Thal hinüber und zwar jedesmal dem Anführer, ohne ihn nur im Geringsten zu beschädigen, den Hut vom Kopfe. Da sandte der Verschonte auf die Burg, ließ dafür, daß die beiden Schüsse nicht auf seinen Leib, sondern blos auf seinen Hut gerichtet worden, freundlich danken und zugleich Frieden anbieten, welcher auch alsbald geschlossen wurde.


3. Der Krappenthurm des Schlosses hatte eine solche Höhe, daß die Pfälzer, um ihrem Herren die Erstürmung der Burg kund zu thun, auf diesen Thurm ihre Fahne pflanzten, welche denn auch zu Heidelberg, das 18 Stunden davon entfernt liegt, mit Freude wahrgenommen wurde.


4. In der Burg befanden sich vormals große Schätze, besonders in dem Gewölbe, das noch heute die Silberkammer heißt; dort fand man auch unter Anderm mehrere Thaler von altem Gepräge.

Auf dem Berggipfel hinter dem Schlosse, welcher „die Zent“ heißt, erscheinen von Zeit zu Zeit am Mittag zwei weiße Fräulein, und deuten mit ausgestreckten Armen nach der Burg hin. In dieser selbst spukten ein Hofmetzger und ein Hofbäcker und verrichteten heimlich ihre Handwerksgeschäfte; auch wurde schon auf dem Fruchtspeicher ein Simri von unsichtbaren Händen hin und her gerollt.