Die meineidige Hochzeit

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Die meineidige Hochzeit
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 617
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
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Die meineidige Hochzeit.

In einem Bergwäldchen bei Wölchingen versprachen ein Bursche und ein Mädchen aus diesem Dorfe sich wechselseitig die Ehe mit dem Schwur: Dasjenige von Beiden, welches sein Wort breche und ein Anderes heurathe, solle am Hochzeittage, und zwar hier auf dieser Stelle, vom Teufel zerrissen werden. Trotz dieses Versprechens nahm das Mädchen später einen Andern und ihr Hochzeitfest wurde in einer Scheune gefeiert. Bei demselben fand sich auch ein stattlicher Jäger ein, den Niemand kannte und welcher, wie jeder Gast zu thun pflegt, mit der Braut drei Ehrentänze machte. Am Ende des Dritten zog er sie aus der Scheuer und aus dem Dorfe hinaus mit sich den Berg hinauf, und als die übrigen Hochzeitleute, welche anfänglich die Sache für einen Scherz hielten, ihnen nachsetzten, waren Beide nicht mehr zu sehen. Von Arbeitern auf dem Felde vernahmen sie später, daß der Jäger mit der Braut in das Bergwäldchen verschwunden sey: sogleich eilten sie dahin und fanden dort, zu ihrem Entsetzen, die Kleider und den Kranz der Braut in Stücke zerrissen und theils auf dem Boden zerstreut, theils auf den Bäumen umherhängend. Der Ring, den das Mädchen von ihrem früheren Geliebten hatte, und worin dessen Namen eingegraben stand, war sorgfältig in ein Halstuch gewickelt, von ihr selbst aber, die ohne Zweifel auch vom Teufel zerrissen worden, nichts mehr zu sehen.

Von dieser Geschichte her heißt der Berg der Reißberg, das Wäldchen Reißhölzchen und der Weg, welchen der Böse mit der Braut dahin gefahren, „höllisches Weglein.

(Aus Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)