Wägungen und Messungen der Kinder (Die Gartenlaube 1895/18)

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Titel: Wägungen und Messungen der Kinder
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 302–303
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[302]

Wägungen und Messungen der Kinder.

Unter dieser Aufschrift hat in Nr. 16. des letzten Jahrgangs die „Gartenlaube“ einem Aufrufe Verbreitung gegeben, welchen die „Gesellschaft für Kinderheilkunde“ erließ, um von Eltern und Aerzten Aufzeichnungen über Wägung und Messung von Kindern, namentlich von solchen im ersten Lebensjahre, zu erlangen. Die Berichte über normale Kinder sollten an Oberamtsarzt Dr. Camerer in Urach (Württemberg), diejenigen über Kinder, welche längere Zeit krank gewesen, an Sanitätsrat Dr. Biedert, Kreisarzt in Hagenau im Elsaß, gesandt werden.

Heute sind wir in der Lage, einen Bericht über die bisherigen Ergebnisse des Aufrufs, der von seiten des erstgenannten Arztes für die „Gartenlaube“ zusammengestellt wurde, zur Veröffentlichung zu bringen. Herr Dr. Camerer schreibt:

Ich selbst habe ein ziemlich reichliches Material von Beobachtungen an gesunden Kindern erlangt, mein Kollege Biedert zwar einige wertvolle Aufzeichnungen, kranke Kinder betreffend, aber doch viel weniger, als er gewünscht hatte. Gleichzeitig mit unserem Dank möchten wir daher die Bitte um weitere Aufzeichnungen aussprechen.

Die Tabellen sollen enthalten: das Gewicht der nackten Kinder in Gramm, auf einer guten Wage bestimmt; das Maß der Länge in Centimetern; die Art der Ernährung (Mutter, Amme, künstlich ernährt und wie?), bezw. die Zeit des Entwöhnens; etwaige Krankheiten und deren Dauer; endlich sind Notizen über Zahnausbruch erwünscht.

Der Abdruck unseres Aufrufes in der „Gartenlaube“ hat uns besonders viel Material eingebracht und so dürfen wir auch annehmen, daß gerade in ihrem Leserkreise ein kurzer Bericht über die bisherigen Ergebnisse auf Interesse rechnen kann.

Es beträgt nach denselben das Mittelgewicht eines gesunden Kindes in Gramm:

Geburts-
gewicht
4. T. am Ende der Wochen
2. 4. 8. 12. 16. 20. 24. 28. 32. 36. 40. 52.
Frauen-
milchkinder
aus 97 Fäl-
len be-
rechnet
3450 3250 3550 3980 4810 5530 6220 6800 7310 7740 8170 8630 8880 9880
künstlich
Ernährte
aus 59 Fäl-
len be-
rechnet
3370 3390 3690 4280 4880 5510 6200 6830 7200 7650 8090 8340 9350
Differenz 80 160 290 530 650 710 600 480 540 520 540 540 530
Es beträgt das tägliche Wachstum in Gramm:
vom 4.–28. Tag Ende der 4. bis
Ende der 8. Woche.
8.–12. 12.–16. 16.–20.
Frauenmilchkinder 31 29 26 24 21
Künstlich Ernährte 22 21 22 22 25
20.–24. 24.–28. 28.–32. 32.–36. 36.–40 40.–52.
Frauenmilchkinder 18 15 15 16 9 12
Künstlich Ernährte 22 18 16 16 9 12

[303] Die Differenz der Geburtsgewichte ist natürlich zufällig; für das zweite Halbjahr, etwa von der 28. Woche ab, ist die Statistik ungenügend, da bei vielen unsrer Kinder die Wägungen etwa um diese Zeit eingestellt wurden. Man ersieht aber aus den Tabellen folgendes: es findet in den ersten Tagen ein Gewichtsverlust von rund 200 g statt – wie längst bekannt ist – und es findet in der Mitte des zweiten Halbjahres (der 36. bis 40. Woche) eine bisher unbekannte Störung des Wachstums statt. Ich bin geneigt, dieselbe der Zahnentwicklung zuzuschreiben. Abgesehen von diesen Störungen verläuft das Wachstum, wie bei den Frauenmilchkindern zu ersehen ist, in der Art, daß der tägliche Anwuchs um so kleiner wird, je mehr Zeit seit der Geburt verflossen ist, und zwar nimmt er vom 4. Tag bis zur 28. Woche in gleicher Zeit um gleichviel ab, nämlich um 2,3 g in je 28 Tagen.

Die künstlich Ernährten bleiben infolge der minder zweckmäßigen Nahrung in den ersten Lebenswochen im Gewicht zurück, bringen aber von der 16. Woche ab den Verlust durch raschere Zunahme allmählich wieder ein. Früher, als die Methoden der künstlichen Ernährung noch unvollkommener waren, erfolgte der Wiederersatz des Verlustes erheblich später. Eine Vergleichung von früher und jetzt war mir möglich, da ich mit der Sammlung statistischen Materials schon 1876 begonnen habe.

Leser, welche sich über die körperliche Entwicklung des Kindes, über Wachstum, Ernährung etc. desselben näher unterrichten wollen, erlaube ich mir auf mein eben erschienenes Buch zu verweisen „Der Stoffwechsel des Kindes von der Geburt bis zum Ende des Wachstums“ (Tübingen, H. Laupp’sche Buchhandlung). Ich habe für dasselbe nicht nur das bisher bekannte Material verarbeitet, sondern auch neue eigene Untersuchungen, welche nach 18jährigcr Dauer nunmehr zum Abschluß gelangt sind.