Württemberg’s kirchliche Kunstalterthümer: Gmünd

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Textdaten
Autor: Paul Wilhelm Keppler
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Titel: Gmünd
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aus: Württemberg’s kirchliche Kunstalterthümer.
S. 126–132
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Erscheinungsdatum: 1888
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Erscheinungsort: Rottenburg
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Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[126] Gmünd, Schwabens kloster- und kirchenreichste Stadt, repräsentirt heute noch in seinen erhaltenen Baudenkmalen eine steinerne Monumentalgeschichte der kirchlichen Baustile.

1. Die Hauptk. zum hl. Kreuz und zur Himmelf. Mariens, 1351 (Inschrift am nördl. Hauptportal) begonnen, 1410 geweiht, die größte und schönste goth. Hallenkirche des Landes. Entwurf von Heinrich Arler de Polonia (Bologna, Boulogne oder Colonia ? der Name Heinrich neuestens auch in einem Eintrag in einem alten Anniversarium der Marienbruderschaft gefunden; vgl. StA Beil. [1] 1887, 235; im übrigen noch vieles controvers; vgl. Gruber WVH 1878, 1 ff [2]; Klemm WB 42 ff und die dort angegeb. Lit.; Kirchenschm. 1858, 3; Allg. deutsch. Biogr. s. v. Parler[3]). Die urspr. den Choranfang flankirenden beiden Seitenthürme stürzten am Charfreitag 1497 ein und wurden nicht wieder aufgebaut; schon vor 1492 war eine neue Einwölbung des Chors unter Albrecht Georg [4] begonnen worden (vgl. StA Beil. 1887, 228), welche nach dem Einsturz der Thürme fortgesetzt und auf den übrigen Bau ausgedehnt wurde; die urspr. Kreuzgewölbe wurden in spg.[5] Netzgewölbe (mit Ueberschneidung der Rippen) umgewandelt, was erst 1521 zum Abschluß kam. An Stelle der eingestürzten Thürme wurde die Sacr. und die Taufkap. (1502) erbaut (Dachreiter 1774).

Die Westfaçade mit 2 Eck- und 2 Mittelstrebepfeilern, hohem Steingiebel mit Krönung und 3 gewaltigen Fenstern; das Hauptportal schön profilirt mit Mittelpfeiler (an welchem herrl. frühg. Madonna aus der Joh.-K.), überragt von hohem, maßwerkverziertem Giebel. Das dreischiffige Langhaus von gewaltigen Dimensionen, nach außen gut gegliedert durch die kräftigen, oben zart decorirten, mit Statuen [127] in Säulennischen und mit Fialen geschmückten Streben, hohen Maßwerkfenstern dazwischen und durchbrochener, ringsum laufender Galerie. Die Seitenschiffe sind um den Chor geführt in gleicher Höhe und durch Einziehung der Streben noch Kapellen von halber Höhe gewonnen; im äußern Abschluß des Chors aus dem 12eck erscheinen die Polygonseiten gegen die des Chorraumes verdoppelt. Erstes und glänzendstes Paradigma solcher Choranlage mit Schiffumgang und Kapellenkranz. Außen entsteht beim Chor entsprechend der innern Anlage eine kräftige Gliederung; über den niedrigeren Seitenkapellen mit eigenen großen Fenstern setzen sich die Strebepfeiler fort und stützen die Hochmauer mit ihren von Zierbögen umzogenen Fenstern. Außer dem Westportal hat die Kirche noch 2 Seitenportale in der Mitte des Langhauses und 2 Prachtportale mit Vorhallen am Anfang des Chors; alle geschmückt mit reichen, theilweise großartigen Sculpturen des 14. Jh.

Innen majestätische durch 6 Säulenpaare (mit Blumenkapitellen) im Langhaus und 5 Paare im Chor gegliederte Halle; der Altar-Chor im Mittelschiff erhöht; das Chorgewölbe spannt sich ebenfalls höher als das des Langhauses. Decorativ besonders reich behandelt die Sacr.-Thüre und das daneben befindliche Thürmchen.

M. Flügelbilder am Sebaldusaltar, Wandmalereien in der Heiliggrabkap. s. unter Sc. – In Taufkap. alte Glasmalereien (Reste) von 1505. – Sc. Auf den Altären noch viele Holzsculpturen aus goth. Zeit.

1. Kap. rechts: Pieta mit Joh. und Magdalena spg., gut, tiefer Schmerz. 2. Kap. St. Sebald, Hochrelief (Anzeiger des germ. Mus. 1884 Nr. 5 S. 59), auf Flügeln gemalte Bilder aus seiner Legende; Predella Nothhelfer (aus fränk. Schule, nicht von Martin Schaffner [6], Hist. pol. Bl. Bd. 95, 581). Oben St. Apollonia mit Henkern spg. 3. Kap. spg. Flügelaltar mit tief geschnittenen Reliefdarstellungen, Flügel außen mit Heiligengestalten bemalt. Darüber St. Anna, lebensgroß (aus St. Johannesk. stammend), selbdritt spg. 5. Kap. spg. Statuen: St. Joh. Ev., Nicolaus, Katharina. 6. Kap. steinernes hl. Grab mit großem Sarcophag, auf welchem der Leichnam ruht, 2 kauernden Wächtern und den 3 hl. Frauen nebst 2 lieblichen Engeln; bedeutendes Werk des 14. Jh. An Seitenwänden etwas übermalte Fresken (Kreuzigung, Pieta) wohl aus dem Anf. des 15. Jh. von strengem Stil und ergreifendem Ausdruck. 8. Kap. Relief: Maria als Beschützerin der Christenheit und Tafelbilder, schon Ren. Ende 16. Jh. 10. Kap. Grabdenkmal des Hans von Haußen 1611 von Kaspar Vogt[7]. Taufkap. Altar mit dem Stammbaum (theilweise erneuert) spg. Mittelbild 4 schöne Frauengestalten; Brustbilder der Könige und Propheten in Blumenkelchen, üppiges Rankwerk. – Bei der Sacr. ein Bildstöckchen aus Stein, [128] Mittelstück mit Figürchen 15. Jh. – Aus der Renaiss.-Zeit: Chorstühle (A. D. 1550) am Dorsal Pilaster mit schönen Kapitellen, oben auf dem Gesims doppeltgeschnitzte Statuen (später?); Intarsien; von derselben Hand die Kanzel, ebenfalls mit Intarsien; der Kanzelträger und Schalldeckel von Peter Albrec. Steinerne Empore mit Ren.-Galerie, darüber hölzerne von gigantischen Holzfiguren getragene 1552; das Orgelgehäuse in Spätren. mit Fruchtschnüren, Guirlanden, musicirenden Engeln überreich geschnitzt ans Lindenholz 1688. – (Bei der Heiligkreuzk. Madonnenstatue auf Säule, von Benedict Boshenbiedter von G. 1693, Nachbildung der Regensburger Madonna; vgl. Klemm WB 188.)

Kl. Der reichste Kirchenschatz von allen Kirchen des Landes. Großes Kreuzostensorium auf einem silbernen Kalvarienberg mit Mauern und Thürmchen; die Ecken des Fußes Heiligennischen; Silber und vergoldet, gut goth. Spg. silberne Monstranz von reichem archit. Bau, mit 11 prächtigen Figürchen und eigenthümlich gebuckelten Fuß und Knauff. Gute Ren.-Monstranz, interessant wegen Beibehaltung des goth. Aufbaus mit schönen Figürchen (beide abgeb. Archiv 1885 Beil. zu Nr. 12). Große Sonnenmonstranz mit 9 Relieffiguren; das Ostensorium hat Herzform, der Fuß mit Engelsköpfchen besetzt, der Schaft durch eine schöne Engelsfigur gebildet. Silberne Madonnenstatue, auf schlangenumwundener Erdkugel stehend, fast lebensgroß, feinste Arbeit, Spätren. Goldner Kelch mit Rubinen und Emailmedaillons, sehr gute Renaiss., dazu in gleichem Stil Teller mit Kännchen (abgeb. Archiv 1885 Beil. zu Nr. 12). Kelch Kaiser Karls V, Silber, vergoldet, ist ein Ciborium mit Deckel; kräftiger Bau, wenig ornamentirt, Ren. (Widmungsinschrift am Fuss; 1552). Silbernes Rauchfass, Schiffchen, Ewiglichtlampe, Garnitur von 6 großen, 2 kleinen silbernen Leuchtern (treffl. Bau), Kännchen und Teller, Weihwasserkessel (1667) Spätren., alles geschmackvolle und solide Arbeit. Drei kleine gothische Reliquiarien. – An Sacristeithüre altes complic. Schloss; an Thüre neben Taufkap. alter Thürschild. – Glocken (in eigenem Glockenhaus) größte: Zu unser frowen ere liut man mich. hans eger von reitlingen gos mich lucas matheus johannes anno domini 1455; 2te Evangelistennamen 1456; dritte ebenso, vierte ave maria – tecum, beide wohl aus 14. Jh. – Par.[8] Noch wenige gute alte Goldbrokate.

2. St. Johannisk. 3schiff. spätrom. Basil. mit Chor in der Breite des Mittelschiffs und Absis, geradem Abschluß der Seitenschiffe und isolirt stehendem, nur durch Gang verbundenem Thurm, wohl aus dem Anf. des 13. Jh. Im Anf. des 15. Jh. spg. Umgestaltung, Erhöhung der Seitenschiffe, Erbauung eines polyg. Chors [129] an Stelle der Absis und Erhaltung durch große Maßwerkfenster; später Verzopfung des ganzen Innern. 1869–80 in den rom. Stil zurückerbaut nach Niederlegung des goth. Chors. – Die Hauptfaçade zeigt kräftigen Giebelfries, die Rundbogen mit Figürchen gefüllt, die Schenkel gestelzt und in Blumen oder Blätter verlaufend. Das Hauptportal (nicht in der Axe des Schiffs) 3mal eingetreppt mit Ecksäulchen, im Tympanon frührom. Relief (Christus am Kreuz mit Maria und Johannes und je 2 Bäumchen mit Vögeln, Symbole der Heilsfrüchte des Kreuzes); ein weiteres, gleich dem Hauptportal rechtwinklig umrahmtes Portal führt in das rechte Nebensch.; im Tympanon 2 sitzende Gestalten mit Adler und Scheere zur Seite. Auch die Lisenen und Portalwulste sind belebt durch Thiergestalten aller Art, ebenso die Rundbogenfriese und Fensterbänke der Langseiten, besonders der als Schauseite behandelten südlichen; überall zeigt sich eine Decorationslust, welche über gute technische Kraft, unerschöpfliche Phantasie, Humor und kecke Erfassung des wirklichen Lebens verfügt. Auf der Südseite anstatt der Lisenen Wandsäulchen, gewirtelt, mit Blätterkapitellen; schmale Fenster und Oberlichter; auf die Wandflächen noch eingestreut zum Theil sehr alte Sculpturen: Crucif. mit Maria und Johannes, unter dem Kreuz eine Gestalt mit Strick um den Hals und Geldschale in der Hand (Judas ?); am Strebpfeiler der Südwestecke sitzende Madonna mit Kind, das mit hocherhobener Hand segnet, mit der andern einen Apfel hält, ganz byz. Typus; zwei südl. Seitenportale, das eine mit leerem Tympanon, in dem des andern 2 Löwen, dazwischen eine Scheere, unter einem Menschenkopf geöffnet. Der Thierfries zieht sich auch um die neu erbaute Absis und den Chor. Innen sind die Schiffe getheilt durch je 8 mit Wulsten eingefaßte Arcadenbögen, welche auf 4eckigen Pfeilern mit cantonirten Säulchen ruhen (nicht in gleicher Distanz, einer spitzbogig). Ueber den Arkadenbögen Gurtgesims mit Ornamentband. Das südliche Seitenschiff ist breiter als das nördliche; überdies verschmälern sich alle 3 Schiffe von Osten nach Westen. Flache Holzdecke im Langhaus und Chor. – Der Thurm, dessen Ausbau in die Zeit der Frühgothik fällt, ist der schönste und bedeutendste rom. Thurm des Landes. Seinen Grundstock bildet ein mächtiges quadrat. Geschoß mit Lisenen und Zierbändern und kleinen Rundbogenfenstern, innen mit Rippenkreuzgewölbe auf kleinen Ecksäulchen = Sacr. Das 2te Geschoß führt ganz allmählig mit langen Schrägen ins 8eck; auf ihm erheben sich 2 achteckige Geschosse mit gekuppelten Spitzbogenfensterchen mit Mittelsäulchen, von diamantirtem spitzem Blendbogen umzogen; beide Geschosse bilden innen Einen Raum, mit einem von 8 Ecksäulchen aufschießenden Sterngewölbe überdacht; darüber das herrliche, mit Thiergestalten jeder [130] Art belebte Hauptgesims und das 8eckige Zeltdach. – Sc. Epitaph des „johan Kirsenesser caplan.“ mit Jahrzahl 1050 (soll heissen 1500) und dem Bild eines Geistlichen im altdeutschen Meßgewand. – Kl. Eherne Ewiglichtlampe mit 3 Figuren, sehr alt. Spg. Kelchlein aus der alten Vitusk. mit dem kleinen Bildchen dieses Heiligen. – Große Glocke: frantz . puicsen . meister . von . eslingen . gos . mich . von . christus . gepurt 1400 und 33 jor . jesus . maria. 2te 4 Ev.-Namen in goth. Majj.[9] 3te 1692. 4te 1711 (Franz Kern Augsb.).

3. Franziskanerk. angebl. 1208 von Walther von Rinderbach gestiftet, stammt aus der Zeit des Uebergangsstils vom rom. ins goth., wurde später verzopft, die Südwand zum Theil neu aufgebaut. Chor mit geradem Abschluß, Streben an den Ecken, an der Schlußwand und in der Mitte der Seitenwände; schöne zu dreien (das mittlere höher) gruppirte, sehr hohe und schmale Spitzbogenfenster (verändert oder vermauert); innen kräftiges Rippengewölbe auf Diensten mit prächtigen Laubconsolen; sehr hohe Chorhalle von 2 Traveen[10] (Thurm über dem Chor in diesem Jh. abgebrochen). Am Schiff noch der alte Sockel mit kräftigem Rundstab; rom. Portal, der Rundbogen von 2 Wulsten eingefasst; Fenster alle flachrund. – M. Seitenaltarbilder unbed. von J. G. Strobl [11] 1764. Sc. Chorstühle (Querbänkchen mit Dorsal; Brustbilder) Barock. In einem Vorraum nördl. am Chor Epitaph des Bruders David, der vom hl. Franz von Ass. nach Gmünd gesandt wurde, mit Jahrzahl 1208, Schrift und Zahl jedoch erst aus dem 15. Jh. stammend. – In K. Epit. des Herrn von Rothenhan mit geistvollem Brustbild dess. 1534. Kl. Gute gegoss. Messingleuchter.

4. St. Leonhardsk. auf dem Gottesacker, aus dem 14. Jh., 1776–79 verzopft, Fenster verändert, neues Portal eingesetzt, innen verstuckt und ausgemalt. Chor noch Streben mit Giebelblumen, innen ebenf. flach; an der Westseite des Schiffes (mit schönem Steinkreuz gekrönt) Mesnerhaus angebaut. – M. Plafondgemälde Mariä Himmelfahrt von Josef Wannenmacher[12] von Tomerdingen 1750, delicat gemalt. – Sc. Hochaltar Zopf, aber guter Bau und treffl. Schnitzereien 1719, bes. am Antependium. – Auf dem Hochaltar gute frühg. Madonna. Eine steinerne Madonna, sitzend, mit großem Kind, spg. über dem Portal; auf einer Fensterbank des Chors Figur des hl. Leonhard spg.

5. K. des ehemaligen, 1747 gebauten Augustiner-Klosters, jetzt ev. K. 1758 vollendet, im Zopfstil gebaut, außen nüchtern, innen schöne Halle, geschmackvoll decorirt mit reichen Stuckaturen; Chor hat polyg. Abschluß. – M. Plafondgemälde von Johannes Anwander [13] 1757. Kunststücke der Perspective. – Sc. Kanzeldeckel, 4reihige Chorstühle, Dorsal mit durchbrochener Krönung tüchtige [131] Zopfarbeit. – Im Kloster, jetzt Oberamt, steinernes Crucif. mit Maria und Johannes und ein ähnl. im ehem. Refectorium von 1508.

6. K. des ehemaligen (1284 gegründeten, 1724 neugebauten) Dominikanerklosters jetzt Kaserne und Stall, im gleichen Stil wie 5. M. Deckenfresken von Joh. Anwander.

7. St. Salvator, Wallfahrtsk., aus 2 über einander in Sandsteinfelsen gehauenen Kap. bestehend, mit einer der obern Kap. vorgelegten gemauerten Vorhalle, erhielt ihre jetzige Gestalt durch Kaspar Vogt 1617–20; in die Außenwand des Felsen allerlei Bildwerk eingehauen; innen ein goth. Rippengewölbe nachgebildet; 8eckiger Thurm 1617. Die dem Bergweg entlang gebauten Bildstöcke von 1620 ff., die Kapellen aus dem 18. Jh. – M. In der Oberkirche Altartafelgemälde, Vesperbild (mit den Leidensgeheimnissen in Medaillons) 1536 (aus der Ruhchristikap. stammend). Sc. In der Kirche unten das Wallfahrtsbild: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, aus dem Sandfelsen herausgemeiselt, mit später angebrachter Inschrift, von keinem ausgesprochenen Charakter, aber wohl in die frühg. Zeit zurückreichend. – In der Oberk. Oelberg, ebenf. aus dem Fels gehauen von Kaspar Vogt, vorzügliche Sculptur mit goth. Anklängen, die Christusfigur voll ergreifenden Ausdrucks und Adels. – In Vorhalle hölzerner Palmesel mit etwas steifer Christusfigur, spg. – Unter den Bildstöcken manche von feinster Ren., namentlich der der Eccehomodoppelkap. zunächst stehende von 1601. – Die überlebensgroßen Holzsculpturen der Kapellen (Passionsscenen) aus dem vor. Jh. sind allerdings schlechter Zopf von theilweise rohem Geschmack, aber manchen aus ihnen kann doch ein unmittelbar aufs Herz wirkender Eindruck, eine Naturgewalt des Affektes, eine hoheitsvolle Auffassung und auch ein gewisses Formgefühl und Kunstvermögen nicht abgesprochen werden.

8. St. Katharinenk. aus dem Anfg. des 14. Jh., ganz verzopft, nicht mehr im Gebr. Sc. Im Chor noch Wandtabernakel, goth. – 9. K. des ehem. Klosters Gotteszell, 1240 gest., jetzt Zuchthaus. K. halb zu Sälen eingebaut, wohl aus dem 15. Jh., 1448 und 1546 rest., später verzopft. Chor hat noch Streben; Fenster verändert. Von 1551 stammt wohl der schöne Holzplafond. Südl. Flügel des goth. Kreuzgangs noch erhalten. – 10. Ruhchristikap. am Gottesacker, 1622 von Caspar Vogt gebaut; originelle Anlage und geschmackvolle Verbindung von Gothik und Ren. Ein Octogon, an den Ecken mit kurzen Streben und darüber aufsteigenden Pilastern besetzt, mit spg. Maßwerkfenstern durchbrochen, bildet innen eine hohe, von Sterngewölbe kuppelförmig überspannte Chorhalle; daran schließt sich ein kreuzgewölbter Kapellenraum, aus nur einer Travee bestehend, an welche eine 2te in schlechter Zeit angebaut [132] wurde. Treffliches Dachgebälk auf dem Octogon. Sc. Mutter Anna selbdritt, goth. – Das Altärchen mit Oelbild (Kreuztragung), zierliche und feine Ren. – 11. St. Josefskap., eine von 1677 stammende 2te, etwas verschlechterte Auflage der Ruhchristikap.; die Anlage gleich, Chörchen octogon mit Sterngewölbe, aber ohne Maßwerk in den Fenstern; der Kapellenraum hat 2 Traveen mit Rippenkreuzgewölbe; Fenster rund. Sc. An Chorwand Tod Mariens, Hochrelief aus Stein 1518 von mittl. Werth; gegenüber Tod Josefs 1709 (aus Domin.-K. stammend). – Altar Zopf, kräftiger Bau. – In der Nähe der Kap. Bildstock von Casp. Vogt 1625, gute Ren. – 12. Spitalkap. 1840. Sc. Erbärmdebild, St. Barbara, Elisabeth vortreffl. goth. Statuen. – 13. Sc. An Privathaus auf dem Markt Relief: Anbetung der 3 Könige, Stein, gut goth.

Literat.: Lorent, Denkm. III mit 24 phot. Tafeln; Formenlehre S. 40 ff (Tafel 9 Grundriß und Aufriß der Heiligkreuzk.); Grimm, Gesch. der Reichst. G. 1867 [14]; Kaißer, Führer durch Gmünd 2. A. 1881 [15]; über die Heiligkreuzk.: Dohme, Bauk. 235 f [16]; über die Sculpturen Lübke Plastik 448. 603; Klemm WB s. Reg. WVH 1880, 56 ff; die Verhältnisse WVH 1878, 189; über den Kirchenschatz: Kirchenschmuck 1862; Archiv 1885, 119 f mit Beil.; Abb. des Calvarienbergs und einer Monstranz bei Lorent. Ueber St. Johann: Otte rom. Bauk. 434; Hager rom. Kbauk 55 ff; SWA 1869. 21 ff und Tafel 41. 42 (Grundriß, Ansicht, Details); Abbildungen von Details OAB, Heideloff, Ornamentik [17]; Thurm Leins Denkschr. 21 f [18]; über die Scheeren: Hohenlohe, Spragist. Aphorismen 1882, 50; Pfitzer, Monogr. 1888 [19]. Ueber die Restaur. SWA 1875, 88[20]; über das Sepulchrum des Hochaltars mit seinen Inschriften WVH 1880, 194. – Ueber Caspar Vogt Klemm WB 183. Ueber Peter Arler s. oben unter 1. - Mehrere photogr. Aufnahmen von der Heiligkreuz- und Joh.-K. von Sinner in Tübingen.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Besondere [auch: Lit(t)erarische] Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg
  2. Der Aufsatz von Grueber in: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 1, 1878 auf Commons
  3. Meister Heinrich (I.) Parler im Familienartikel Parler in der ADB
  4. Aberlin Jörg
  5. spätgothisch
  6. Martin Schaffner
  7. siehe Kaspar Vogt in der ADB
  8. Paramente
  9. Majuskeln
  10. Joche
  11. Johann Georg Strobel
  12. Josef Wannenmacher
  13. Johann Anwander
  14. Digitalisat Commons
  15. Ausgabe von 1888 auf Commons
  16. Robert Dohme: Geschichte der Deutschen Baukunst, Berlin 1887, S. 235f. Google
  17. Carl Alexander Heideloff: Die Ornamentik des Mittelalters, Nürnberg 1843-1852, online
  18. Christian Friedrich Leins: Beitrag zur Kenntnis der vaterländischen Kirchenbauten, Stuttgart 1864
  19. Anton Pfitzer: Die Johanniskirche zu Gmünd auf Commons
  20. Text: Eduard Paulus über die Restaurierung der Johanniskirche in Gmünd, 9. Januar 1874